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Mittelmeer - Italien, Frankreich und Genf

Nach einem intensiven Wiedersehen in Zürich, dem Einrichten unserer Wohnung und einem feucht-fröhlichen 1. August in unserem zweiten Zuhause, dem Tessin, starteten wir zum letzten Teil unserer komplett unorganisierten Weltreise.

Wir wollten ursprünglich via Turin und einer Übernachtung in der Nähe der Alpen in Richtung Nizza losfahren. Da uns aber keiner der recherchierten Zeltplätze überzeugte, entschieden wir uns kurzerhand für einen alten Bekannten. Den Campeggio San Sebastiano in Laiguelia, in Ligurien, in Italien, am Mittelmeer. Andreas rief kurz an und erkundigte sich - halb auf Spanisch, halb auf Italienisch - nach einem freien Platz. Und siehe da, trotz Hochsaison gab es für uns ein Plätzli. Und als wir ankamen, war die Freude noch grösser, denn wir hatten wiederum einen Platz mit Meerblick.

Wie Profis stellten wir unsere Swiss-Campinghocker, den Tisch und das Zelt in Nullkommamirnichtsdirnichts auf und wollten noch kurz die Zehennägel ins Wasser das Meers tünkeln. Aber wie es so ist bei unseren geliebten Nachbarn im Süden: beinahe alle Strände sind privat und um 7 Uhr abends wegen zu geschlossen. So gab es einen kühlen Prosecco direkt aus unserer Kühlbox. Also eigentlich aus der Kühlbox die wir von den Eltern ausgeliehen haben.

Gekonnt zauberten wir auf dem kleinen Gaskocher ein leckeres Znacht. Unsere zwei Filets vom schottischen Hochlandrind von Naturkonkret mit Zucchetti und einem Tomaten-Mozarella Salat waren ein guter Start in unsere Ferien.

Wir hatten uns vorgenommen, jeweils unser Glück zu versuchen und die Campingplätze nicht im voraus zu buchen. So starteten wir am nächsten Tag in Richtung Monaco und fuhren alles entlang der Küste bis direkt ins Zentrum von Monte-Carlo. Wir bestaunten die Wahnsinnsyachten im Hafen und die Boliden der Reichen. McLaren, Maibach, Bentley, Lamborghini... alle waren sie unterwegs und erhaschten die Aufmerksamkeit der Touristen.

Als uns ein kleines Restaurant den Prosecco nur in der Flasche und nicht pro Glas ausschenken wollte, winkten wir ab und fuhren weiter in Richtung Nizza.

 

In der Nähe von Peillon, was rund zwanzig Minuten ausserhalb von Nizza liegt, fanden wir einen hübschen Platz namens Camping de la Laune, der uns kurz vorher bestätigt hatte, dass er noch ein Plätzchen frei habe. Kurz nach unserer Ankunft war er auch schon ausgebucht.

An diesem Abend konnten wir ein erstes - und wohl auch einziges Mal - unseren kleinen Grill einheizen. Die Spare-Ribs schmeckten ausgezeichnet und nach einigen Runden Würfeln und einem Kaffee auf dem Feuer waren wir ready für unser Zelt.

Andreas kannte Nizza bereits von zwei Velotouren Aarau - Nizza und machte am folgenden Tag den Reiseführer. Wobei es mehr ein Strandtag wurde, unterbrochen von einem leckeren Zmittag direkt am Strand.

Nach viel Sonne und Meer ging es zurück in Richtung Campingplatz und hoch zum alten Dörfchen Peillon-Village, einem sogenannten Adlernest hoch oben auf einem Felsen. Das kleine Dörfchen bietet eine kleine Kapelle, zwei Restaurants und viele kleine verwinkelte Gässchen mit Mittelalterfeeling. Wir fühlten uns direkt zurückversetzt ins 10. Jahrhundert.

Weiter ging die Reise entlang der Côte d’Azure nach Cannes, wo wir nach einer etwas nervenaufreibenden Fahrt mit einigen Idioten zu viel auf den Strassen und Stau endlich den heiligen roten Teppich des Filmfestivals bestaunen durften. Wir schlenderten in einer Affenhitze zuerst zu einem Restaurant, wo wir uns einmal mehr mit einem leckeren Mittagessen verwöhnten. Das Lachstatar und das Duo von Fois-Gras waren ausgezeichnet. Danach ging es bei noch grösserer Hitze hoch zur Burg oberhalb der Altstadt. Wir wurden nicht nur von der Aussicht verwöhnt, sondern auch von einer leckeren Glacé. Hausgemacht war sie und das konnte man schmecken!

Nach einem kleinen Einkauf - wir leisteten uns zwei kleine Kissen - stiegen wir in unser Gefährt und düsten entlang der Küste Direction Saint Tropez zum Campingplatz Eucalyptus, der eigentlich auch ausgebucht war. Aber hey: if you don‘t go, you don‘t have a story. Und so kamen wir um genau 17.30 Uhr an der Réception an, als diese wieder öffnete. Und tatsächlich sind Gäste, welche um diese Zeit hätten da sein müssen, um einen letzten Platz zu ergattern, nicht aufgetaucht und weräliwär hat den Platz erhalten!?! Los Ratoncitos Viajeros. Jawohl! Da auch nach dem Check-In um zwanzigvor keiner eingetruddelt war, hatten wir überhaupt kein schlechtes Gewissen. Zügig hatten wir unser Zeltzeugs aufgebaut und genossen am Strand Pampelonne die letzten Sonnenstrahlen, während die Partypeople sich in den Clubs links und rechts von uns die Kante gaben. Mit Rahmschnitzel und leckeren Teigwaren ging ein weiterer wunderschöner Tag zu Ende.

Morgens um vier kam im Zelt etwas Hektik auf, als auf einmal Regentropfen auf das Zeltdach prasselten. Zum Glück blieb es bei einigen Tropfen, trotzdem sind wir beide nicht mehr richtig eingeschlafen. Mit einem starken Kaffee und feinem Brot, welches Prisca um sieben Uhr morgens zusammen mit anderen Campern direkt aus dem Auto der Bröötlifrau kaufte, war ein guter Start in den Tag gewiss.

Check-out ist auf den meisten Campingplätzen immer sehr spät. Elf Uhr oder sogar zwölf Uhr ist normal. So verbrachten wir den Vormittag nochmals am Strand, den wir so ziemlich für uns alleine hatten. Wir waren aber erstaunt ob den vielen Helikoptern und vor allem einem viel zu lauten Sportboot. Erholung und Ruhe wäre also was anderes...

Da weder der Eucalyptus noch der Platz nebenan für eine weiter Nacht Platz hatten, packten wir zusammen und machten uns auf ins famose Saint Tropez. Natürlich hatten wir DJ Antoin’s Song bereits heruntergeladen und so liessen wir diesen bei unserer triumphalen Einfahrt in das kleine Städtchen in voller Lautstärke ab. Welcome to Saint Tropez!

Auch dieses Kleinod begeisterte uns. Die Gässchen, die Restaurants, der Hafen, die Yachten...

Es fällt uns aber schwer, einen eindeutigen Favoriten an der Côte d‘Azure zu benennen. Beinahe hätten wir eine Nacht in einem kleinen Hotel gebucht, aber... ausgebucht. So rief Andreas kurz bei einem Fünfsternecampingplatz an, dem Camping du Domaine. Und siehe da: Plätze frei. Wir düsten los und Prisca fuhr uns rauf und runter und über die kurvigsten Strassen mit wunderbarer Aussicht auf die Côte zu unserem nächsten Ziel.

 

Der Platz mit Meeresblick hatte es in sich. Der angenehme Wind kühlte die über dreissig Grad um fünf Uhr abends auf ein erträgliches Mass. Und natürlich gönnten wir uns noch eine kleine Abkühlung unten am Strand. Okay, wir waren nicht ganz alleine. Der Campingplatz ist riesig, dass kannten wir bis jetzt noch nicht. Und so war es nicht erstaunlich, dass sich sehr viele Familien mit Kindern und überdimensionalen Einhörnern im Meer vergnügten. Trotz der vielen Menschen fühlten wir uns aber auf diesem Platz sehr wohl, denn die zugewiesenen Bereiche sind sehr grosszügig und man steht sich nicht auf den Zelten herum.

Der Gin Tonic zum Apèro und unser Nachtessen - Lachs und Teigwaren und der obligate Kaffee mit Keksen für Andreas - waren einmal mehr ein schöner Abschluss an einem schönen Ort.

Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns bis zu unserer Rückkehr in etwas mehr als einer Woche vom Mittelmeer. In Erwartung tieferer Temperaturen machten wir uns auf ins Landesinnere von Frankreich. Der Lac de Saint-Croix war unser Ziel. Geplant hatten wir diese Etappe, indem wir einen Campingplatz an einem See auf einer möglichst direkten Strecke in Richtung Genf gesucht hatten. Und so fiel die Wahl auf den Camping La Source. Doch bei der Ankunft mussten wir feststellen, dass die Rezeption zu und der Platz ausgebucht waren. Aber natürlich hatten wir einen Plan B: Den nächsten Platz Camping les Pins. Und tatsächlich standen für uns noch zwei Plätze zur Auswahl. Die 94 und die 79. Da mussten wir uns natürlich für (0)79 entscheiden, het si gseit. Zum ersten Mal kam unsere neuste Errungenschaft, die aufblasbare Matratze, zum Einsatz. Man gönnt sich ja sonst nichts...

Bei mässig Schatten stellten wir in der grössten Affenhitze unsere mobilen vier Wände auf und warfen uns nach einem kleinen Plättli und einem Gläschen Rosé genüsslich in die Fluten des türkisfarbenen Stausees. Einmal mehr entspannten wir uns prächtig, beobachteten Land und Leute beim Schwimmen, Schwatzen, Surfen und SUPen. Gelegentlich tauchten wir unsere Körper in das kühle Nass und dösten an der Sonne dahin.

Einmal mehr: Leckeres Abendessen - Koteletts mit Bratkartoffeln und dazu Ruccula-Tomaten- Mozzarella-Salat - mit einem Gin zum Apéro vorab und einige Partien Würfeln mit dem logischen Sieger - Andreas.

Mit der Wahl für diesen tollen Ort und die Umgebung von Verdon waren wir glücklichen mitten in einem der grössten Canyons Europa‘s gelandet. Zugleich ist die Gegend ein Park und geschützt und natürlich UNSECO-mässig voll dabei.

Unsere nächste Destination sollte am Lac de Sautet sein. Zuerst fuhren wir mit unserem Silberpfeil aber an den Rand des Canyons Gorges de Verdon. Eine Strasse führt vom Ort La Palud-sûr-Verdon als Rundstrecke namens Routes des Crêtes direkt entlang dem eindrücklichen, bis zu 750 Meter tiefen Canyon. Auch Wanderungen sind möglich, leider mussten wir hier aber Prioritäten setzen, um zum vereinbarten Datum wieder in der Schweiz zurück zu sein.

Bis zum Lac de Sautet waren wir anschliessend drei Stunden unterwegs, fuhren über kleine und grosse Hügel, vorbei an Weingütern und Lavendelfeldern. Leider war die Blütezeit bereits vorüber und Prisca musste lange suchen, um für Andreas ein kleines Duftsträusschen als Andenken zu pflücken. Trotz der Affenhitze gelang dieses Unterfangen.

Der Lac de Sautet ist auch wiederum ein Stausee, mit türkisblauem und sehr klarem Wasser und einem Kiesstrand mit sehr angenehmem Einstieg zum Baden. Eigentlich wäre auch der Campingplatz Lac de Sautet voll belegt gewesen. Aber wir kriegten das Ausnahmeplätzchen direkt am Ufer, ohne ein anderes Zelt vor der Nase. Überglücklich stellten wir alles auf und verstrebten das Zelt ordentlich mit den Spannschnüren, denn der Wind pfiff uns zünftig um die Ohren. Wir hatten vorerst eine Nacht gebucht und wollten am nächsten Tag entscheiden, wo und wie wir die letzte Nacht im Zelt verbringen würden.

Der Wetterradar hatte für die Nacht vom Sonntag auf Montag sehr schwere Gewitter angekündigt und wir würden das Wetter deshalb sehr gut im Auge behalten müssen.

Bei der Recherche zur näheren Umgebung hatten wir am nächsten Tag herausgefunden, dass sich gleich bei der Staumauer ein Klettersteig befindet: Die Via Ferrata. Der Schwierigkeitsgrad schien für uns passend und die Ausrüstung konnten wir für EUR 13 pro Person direkt an der Base Nautique neben dem Campingplatz mieten. Gesagt, getan. 


Nachdem wir um eine weitere Nacht verlängert hatten und wegen dem Wind, der nun gedreht hatte, die Schnüre am Zelt neu befestigt hatten, machten wir uns mit Helm und Klettergurt ausgerüstet auf zu unserem nächsten Abenteuer.

Und so sah das ganze aus unserer Perspektive aus...

Vom Parkplatz direkt neben der rund 120 Meter hohen Staumauer führte ein Fussweg hinunter zum Einstieg des Klettersteigs. Eine erste Hängebrücke musste überquert werden. Ganz schön wackelig war’s! Und dann hiess es, Karabiner ein- und ausklinken, um uns entlang des Abgrundes über dem türkisblauen Flüsschen langsam voranzutasten.

Eine Stelle ziemlich genau in der Mitte war besonders kribbelig. Wir hatten knapp Platz, um für die Füsse auf dem Felsabsatz einen sicheren Tritt zu finden und als Haltemöglichkeit gab es nur das Sicherungsseil. Aber auch diesen Teil meisterten wir mit hoher Konzentration und nach der zweiten Brücke fühlten wir uns dann so richtig wohl auf dem schmalen Pfad und den Eisentritten und Stufen. Und nach eindreiviertel Stunden hatten wir unseren ersten echten Klettersteig gemeistert. Da wir uns mit den Angaben zur Schwierigkeit eines Klettersteigs nicht auskennen, können wir dies nicht beurteilen. Schwindelfrei muss man aber definitiv sein und eine minimale Körpergrösse von gegen 1.60 Meter hilft, um die teilweise weit auseinander liegenden Absätze, Stufen, Tritte und Griffe sicher erreichen zu können.

Zurück auf dem Campingplatz zügelten wir unser Zelt weg vom Luxusplatz etwas weiter nach oben hin zum Eingang und den Sanitäranlagen. Hier hatten wir den ganzen Tag Schatten, viel weniger Wind und auch Platz für das Auto, welches wir bis anhin ausserhalb des Zeltplatzes auf dem Parkplatz abstellen mussten.

Während dem Apéro und einigen Würfelrunden machten uns immer wieder einige Regengüsse das Leben schwer. Zwischenzeitlich hagelte es sogar auf unser Zelt, in dem wir uns verkrochen hatten. Wir kochten und assen schliesslich im Vorzelt und fanden dies super. So richtiges Zelten!

Leider hatten wir es am Abend verpasst, vor dem Schliessen der Rezeption unsere gekühlten Esswaren und Getränke sowie das Eis aus dem gemeinschaftlichen Kühler und Gefrierer abzuholen. So gab es für einmal Kaffee ohne Milch und morgens müssten wir bis um neun Uhr warten müssen.

Am letzten Morgen erkämpfte Prisca ein Pain au Chocolat und ein Croissant beim Brötlibeck, der jeden Morgen mit grossem Gehupe seine Backwaren feilbietet. Eigentlich muss man jeweils vorbestellen und weil ihr gesagt wurde, die meisten Gäste seien nun gegangen, hatte die Madame nur wenig zusätzlich mitgebracht.

Wiederum köchelten wir den Kaffee und die Dreiminutenfrühstückseier im Trockenen unter dem Vorzelt und hofften, dass der Regen irgendwann nachlassen würde.


Und tatsächlich konnten wir unsere Zeltausrüstung schliesslich trocken verstauen und uns schweren Herzens von diesem schönen Ort verabschieden.

Heute ging es nach Genf - für Prisca das erste Mal überhaupt - und zu Susanne und Pascal. Wir stoppten oberhalb des Lac d‘Annecy für einen selbstgekochten Kaffee, genossen die Aussicht und danach gönnten wir uns eine kleine Stadtrundfahrt in Annecy, bevor wir uns quer durch die Stadt Genf nach Vésenaz zu unseren Freunden durchkämpften.


Mit einem Raclette am Abend wurden wir auch hier herzlich zurück in der Schweiz willkommen geheissen. So waren wir gestärkt, um am nächsten Tag bei schönstem Wetter Genf zu erkunden.

Nach einem BBQ und den beiden das Würfelspiel beigebracht, hiess es am nächsten Morgen nach einer Runde Fussball mit Lena schon wieder Abschied nehmen.

Wir fuhren zurück nach Zürich, überraschenderweise in nur 3 1/2 Stunden. Auto putzen, Kleider Waschen, Organisieren, Auto vorführen und Freunde treffen, dies beschäftigte uns die nächsten beidem Tage, bevor wir wieder ins Tessin fuhren, um die letzte Etappe unserer Auszeit zu planen, sowie etwas Zeit mit Prisca’s Eltern zu verbringen.

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