Warum wir immer wieder Touren wählen, für die man früh aufstehen muss, ist uns beiden ein Rätsel. Sind wir nicht in den Ferien?
Nach einem kleinen Frühstück machten wir uns um 06.30 Uhr auf die Socken und suchten ein Minibus/Trufi. Wir waren nicht sicher, wie häufig diese an einem Sonntagmorgen fahren würden und so waren wir erfreut, dass gleich mehrere davon mit PRADO / PEREZ angeschrieben waren. Für je 3.50 Bolivanos, also für einen Stutz, fuhren wir in zwanzig Minuten direkt zum Treffpunkt gleich bei der Plaza de los Estudiantes. So ziemlich pünktlich tauchte Omar, unser Guide, zusammen mit Gonzales, dem Fahrer und George, dem dritten Gast im Bunde, vor dem Cafe Ciudad auf. Wir stiegen ein und düsten los.
Nach eineinhalb Stunden erreichten wir den Startpunkt La Cumbre auf 4‘600 Meter. Die Bikes wurden abgeladen, der Frühstückstisch gedeckt und wir schickten uns an, die Ausrüstung zu probieren. Prisca‘s erstes Fahrrad wurde nochmals ausgetauscht, denn die Gangschaltung klemmte. Andreas‘ Bike war auch schon etwas in die Jahre gekommen, aber trotzdem waren dies bisher die besten Räder, auf die wir während unserer Reise unsere Allerwertesten setzten.
In den bunten Overalls und mit den krassen Helmen sahen wir wie Action Heroes aus!
Es folgte eine kurze Instruktion und wir rollten los. Die ersten Kilometer fuhren wir auf Asphalt - durch die Zona de Oso (Brilenbären gibt es hier), machten den einen oder anderen Fotohalt und verluden dann die Räder für das letzte Stück bis zum eigentlichen Start wieder ins Büssli.
Nachdem am Start die Sonne gestrahlt hatte machte, sich schon vor dem Einstieg in die eigentliche Todesstrasse dichter Nebel breit. Bis zum Ende würden wir durch mindestens drei Klimazonen gefahren sein. Wir waren spätestens jetzt froh um die geliehene Kleidung. Es spritzte, schon bald war unser Action Hero Gewand vom Nebel und dem Dreck auf dem Camino dunkel gefärbt. Jeder versuchte, die Fahreigenschaften des Bikes etwas auszutesten, vor allem die lebenswichtigen Bremsen und wir hielten uns an die Vorgabe des Guides, immer auf der linken Seite der Strasse zu fahren. Warum links? Das haben wir uns auch gefragt...
Das nasse, raue Terrain war anspruchsvoll, so dass wir den ersten schmalen Streckenabschnitt - den eigentlich gefährlichen Teil - langsam in Angriff nahmen. Dank dem Regen waren die verschiedenen Wasserfälle spektakulär!
Hochkonzentriert fuhren wir den ersten Abschnitt bis zu einer Pause zum Kleiderwechsel und danach weiter zu einer weiteren Pause mit Snack. Das Wetter hatte sich unterdessen verbessert. Die Sonne schien, es war warm und wir waren bereits auf etwas mehr als 2‘000 Meter über Meer hinuntergebraust. Bis auf einen kleinen Beinahezusammenstoss waren wir gut durchgekommen.
Der restliche Teil war nicht weniger holprig, zumindest aber bis auf die Flussüberquerungen vorwiegend trocken. Nach drei Stunden reiner Fahrzeit kamen wir wohlbehalten im Dörfchen Yolosa auf 1’200 M.ü.M. an und freuten uns über ein kühles Panaché.
Als wir nach einer Dreiviertelstunde des Wartens auf die Rennleitung überdrüssig waren, machte sich Prisca auf die Suche nach den zwei Burschen. Die Räder waren unterdessen längst geputzt und man realisierte dann, dass die Gäste gerne zum Zmittag weiterfahren würden.
Wir wurden wie versprochen zu einem hübschen Hotel mit Camping gefahren und genossen ein vorzügliches Buffet mit lokalen Spezialitäten. Wir beide hüpften auch kurz in den Pool und entspannten danach bis zur Abfahrt. Diese verzögerte sich wiederum aufgrund der unterschiedlichen Interpretation der Zeiteinheit „eine Stunde“. Als wir abfahrbereit waren, assen die beiden Guides noch gemütlich ihr Mittagessen. „Hä?!?“, fragten wir uns und warteten geduldig. Dies hatten wir ja unterdessen gelernt.
Vor der Abfahrt erhielten wir endlich die T-Shirts, die uns als Überlebende des Camino de la Muerte auszeichneten. Nach einigen Finisher-Fotos machten wir uns auf den Heimweg.
Der wohl gefährlichste Teil der Tour war die dreistündige Fahrt zurück nach La Paz. Wir erkannten ein Muster der Chauffeure von Touristenbussen. Und wie immer galt: Es hätte noch schlimmer sein können. Die uns überholenden Fahrzeuge waren noch hirnloser unterwegs als unser lieber Gonchi.
Alles in allem war der Tag ein tolles Erlebnis und wir würden wohl wieder bei der gleichen Organisation Space Biking buchen. Alle möglichen schlechten Erfahrungen anderer Teilnehmer blieben uns erspart und wir waren mit dem gebotenen für das Geld zufrieden. Wir hatten uns ja auch kurzzeitig überlegt, die Tour bei einem anderen Anbieter mit hervorragenden Referenzen für USD 125 pro Person zu buchen. Das hätte aber deutlich über unserem Budget gelegen.
Auf dem Nachhauseweg bestellte Prisca sich bei einem Optiker noch Ersatzgläser für die von Andreas zerstörte Sonnenbrille, welche wir dann an einem unserer letzten Tage in La Paz noch abholen würden.
Am Abend machten wir uns bereits wieder startklar für den nächsten Ausflug und genossen die Resten unseres Abendessens vom Vortag bei einem Glässchen Wein, während wir die spektakulären Aufnahmen anschauten.
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Alena (Samstag, 11 Mai 2019 06:26)
Hallo ihr zwei!
Ich bin Alena, die Alleinreisende aus Winterthur, wir haben uns in San Pedro getroffen. Zuerst einmal finde ich euren Blog toll, gut geschrieben mit passenden Bildern!
Macht Spass eure Reise mitzuverfolgen!
Nun eine kleine Frage: Wisst Ihr noch wie der Anbieter der Camino de la Muerte Tour heisst?
Vielen Dank jetzt schon und eine gute Reise! Alena
Ratoncitos (Samstag, 11 Mai 2019 19:12)
Hoi Alena :-) Wir haben bei Coca Travels gebucht. Die sind gleich am Anfang der Calle de las Brujas auf der linken Seite, wenn du von der Igelsia San Francisco die Strasse hochläufst. Es war sozusagen das erste Reisebüro, in das wir reingestolpert sind. Durchgeführt hat die Tour dann Space Biking. Wir hatten ein Fully, was unseren Füdli guttat. Und Preis verhandeln nicht vergessen :-)
Ganz viel Spass wünschen wir dir auf der Tour!
Alena (Montag, 13 Mai 2019 01:46)
Vielen Dank für die Infos! Ich mache die Tour morgen! �