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Córdoba

Mit einer geschlagenen Stunde Verspätung fuhren wir in Iguazú mit dem Express Singer los in Richtung Córdoba. Unterwegs wurden wir zu Hauf - wir haben ab dem 10. Mal aufgehört zu zählen - von Polizei und Militär angehalten, kontrolliert und jeweils nach unserer origen (Herkunft) gefragt. Und so kamen wir nach 24 Stunden endlich in Córdoba an. 


Am Terminal de Ómnibus erklärte uns eine nette Frau bei der Touristeninformation, welchen Bus wir zu unserem Hostel nehmen müssen und dass wir dafür noch die Redbus-Karte kaufen und laden müssen. Letzteres erledigten wir sogleich im Kiosk schräg gegenüber und luden vier Fahrten. Kosten: Karte ARS 60 und ARS 23.70 pauschal pro Fahrt und Person.


Wir taten uns zuerst etwas schwierig, die Busstation für den Bus Nr. 70 oder 74 zu finden, da an der Haltestelle nichts angeschrieben war. Dieser hielt dann dort wo nichts geschrieben stand und nahm uns mit ins Zentrum. Der Chauffeur hatte einen schlechten Tag oder war geberell ein Griesgram. Er schnauzte uns an, dass wir die Rucksäcke abziehen sollten, was im vollem Bus und bei seinem Fahrstil nicht wirklich eine Option war. Wir stiegen eine Haltestelle zu spät aus, da sich der Pfeil auf maps.me nicht so rasch bewegte wie der Bus. Easy, dachten wir, dann gehen wir halt noch zwei Quadras mehr zu Fuss. Nach 24 Stunden Busfahrt eine gute Gelegenheit, wieder in Schwung zu kommen.


Im Hostel Aldea wurden wir nett empfangen und in unsere Dunkelkammer geführt. Es war heiss und stickig, was die beiden Italiener in der Ausnüchterungsphase offensichtlich nicht störte - und es war ja auch erst 17.00 Uhr oder so. Prisca bezog ein Bett unten und Andreas eines oberhalb Italiens. Nach dem Einpuffen und müde von der Reise suchten wir ein Restaurant, denn Einkaufen und Kochen war definitiv keine Option mehr. Bei Trip Advisor wurden wir fündig; das El Papagayo sollte es werden. Das Nummer 1 Restaurant in der Stadt. Wir wollten reservieren, aber leider nahm niemand das Telefon ab. Wir beschlossen, es später auf gut Glück zu versuchen. 

Nach ein bisschen chillaxen mit Netflix, frisch gedüscht und aufgebretzelt - so gut das als Backpacker möglich ist - machten wir uns auf zum Papagei. Leider bekamen wir ohne Reservation keinen Tisch - so reservierten wir für den Folgetag. Wir zottelten danach kreuz und quer durch die Strassen und stellten fest, dass es in der Umgebung des Hostels nicht so viele und schon gar nicht viele anmächelige Restaurants gibt. Überhaupt waren die Strassen - mit Ausnahme der emsigen Gläubigen auf dem Hauptplatz vor der Kathedrale - wie ausgestorben. Wir endeten schlussendlich im Don Luis - wie sich herausstellte DER Pizzaladen in Córdoba - und wir hatten Glück, denn nach uns strömten sie in Massen herbei und vor der Türe warteten sieben Kuriere, um die leckeren Pizzas auszuliefern. Einen Viertel unserer Pizza Jamon Crudo mussten auch wir am Ende mitnehmen, denn es waren sehr grosszügige Portionen.


Wir freuten uns auf das richtige Bett und schliefen auch zügig ein - bis Italien um 05.00 Uhr vom Feiern nach Hause kam. Wenigstens sind sie bereits um 08.00 Uhr ausgezogen und wir erbten danach die unterem beiden Betten. Grazie mille!!!


Nach dem reichhaltigen Frühstück im Hostel machten wir uns auf den Weg zur Free Walking Tour - Historischer Teil - mit La Docta. Treffpunkt war bei der Statue von San Martin (ein alter Bekannter aus Manzano Historico, bei Mendoza) und führte anschliessend zu und in die Catedral,

die Capilla, zu La Quinta (einem Alfajores Hersteller - natürlich die besten in ganz Argentinien) mit Degustation, zur Cripta der Jesuiten - wegen Renovation geschlossen - vorbei am schmalsten Haus von Südamerika (3,7 m breit), zum ältesten Haus einer Familie Córdoba,

weiteren alten Kirchen bis zur Manzana Jesuito mit der 3. ältesten Universität in Südamerika. Abgerundet hat Vale - unsere Guide - den Rundgang mit einem Lollipop vor dem Patio Olmos, welcher früher eine Sekundarschule war und heute als Shoppingcenter dient.

Natürlich waren wir gwundrig, wie das Center von innen aussah und drehten eine kleine Runde - wir kamen bis zum Coiffeur und beschlossen, uns etwas Gutes zu tun und die Haare schön zu machen.

Mit unseren neuen Frisuren kehrten wir hungrig zurück ins Hostel, wo noch die restliche Pizza von Don Luis mit einem Gläschen Wein, ebenfalls ein Überbleibsel, auf uns wartete. Gestärkt spazierten wir wieder ins Zentrum und noch ein bisschen weiter nach Nueva Córdoba, denn da war beim Palacio Ferreyra / Museo Evita / Museo Bellas Artes der Treffpunkt für die Nachmittags Free Walking Tour. Mit J (chota) machten wir uns auf durch den neueren Teil der Stadt, vorbei an Museen und Parks, gefolgt von zwei süssen Strassenhunden.

Die Geschichte vom Eisbären


J erzählte uns, wie die Statue des Eisbärs an ihren heutigen Platz kam und was es damit auf sich hat. Angeblich gibt es in Córdoba einen Platz, wo ein Monument für den Südpol errichtet wurde, unter anderem mit besagter Eisbär Skulptur. Nur, am Südpol gibt es keine Eisbären. Dessen wurde man sich in den 70ern bewusst. Als man dann im Jahr 1976 die Statue klammheimlich und ohne grosses Aufsehen verschieben wollte, wurde der dazu verwendete Lastwagen während Protesten gestohlen. Der Eisbär wurde irgendwo in der Mitte einer Strasse abgestellt, wo er über Wochen den Verkehr störte und für jedermann zu sehen war. Nach vielen weiteren Umzügen fand er schliesslich seinen heutigen Platz vor dem regionalen Kunstmuseum.


Das Mysterium des Leuchtturms


Weiter verblüfft Córdoba mit einem Leuchtturm. Wofür dieser genau ist, weiss aber keiner so richtig, denn bis zum Meer sind es 700 km und fertiggestellt wurde er auch nie richtig. Aber irgendwie geht es um das Erleuchten der Stadt, ihrer Ausstrahlung ins ganze Land und ihres wertvollen Kulturerbes. Wir hatten am Morgen bereits viel über die Geschichte der Stadt und unter anderem über die Jesuiten, deren Wichtigkeit und die ersten Universitäten und Bildung gehört.


Beim Bestaunen und Witzeln über den Leuchtturm passierte es...


...Andreas, der Prisca’s nigel-nagel-neue in Buenos Aires gekaufte Sonnenbrille ausführen durfte (zur Erinnerung: seine wurde mit dem Rucksack geklaut) - wischte diese mit einer kraftvollen spontanen Bewegung vom Kopf und eines der Gläser zersprang beim Aufprall am Boden in tausend Stücke. Wir und auch die lustige Truppe nahmen dies mit Humor.


Weiter ging es zum Parque Sarimiento, von wo wir das Riesenrad von Gustav Eiffel bewunderten - dies funktioniert schon lange nicht mehr, da es die Córdobesen nach der Ankunft falsch zusammengesetzt hatten - hübsch ist es mit der Aussicht zusammen trotzdem.

Den kirchenhistorischen und kulturellen Abschluss machten wir mit der Capucchino Kirche - dem farbigen im gotischen Stil erbauten Gotteshaus der Kapuziner und einem Crash-Kurs im Quarteto, dem traditionellen Folkloretanz aus Córdoba.

Beendet haben wir die Tour im Trendviertel Gümes. Oder sollte man eher Hippsterviertel sagen? In diesem ehemaligen Industriequartier, wo ursprünglich die Immigranten lebten und der gefährlichste Ort der Stadt war, steppt heute der Bär. Die alten Gebäude mit Innenhöfen sind zu Gallerien, gespickt mit kleinen Läden, Bars und Restaurants umgebaut worden. Es erinnerte uns irgendwie an das Frau Gerold‘s Garten in Zürich, gemischt mit rundfunk.fm und der Wohnzimmer Bar.

Für uns war sofort klar: dahin müssen wir nochmals zurückkehren. An dem Abend hatten wir ja bereits etwas vor: Ein bescheidenes 11-Gang-Menü im El Papagayo mit fünf verschiedenen, auf die Gerichte abgestimmten Weinen (http://www.elpapagayo.com.ar/).


Ohne Worte!!!

Gekostet hat das Menü ARS 1’200 plus 500 für die Weine pro Person, also ungefähr CHF 40.00. Da kann man nix sagen. Nach dreieinhalb Stunden essen und trinken gingen wir langsam und leicht schwankend zurück ins Hostel. 


In dieser Nacht gab es in unserer Dunkelkammer Zuwachs aus Deutschland, ruhig und etwas kühl, und zwei junge blonde Engländerinnen, die mit Italien gleichzogen und eben falls um 05.00 Uhr Heim kamen, nur dass die eine dann noch eine geschlagene Stunde im Bett gehustet hatte, bis sie durch Prisca aus dem Zimmer verbannt wurde. Geschlafen haben wir nachher jedoch nicht mehr viel.


Der nächste Morgen war grau und etwas regnerisch - wir hatten es somit nicht eilig, aus dem Hostel zu kommen. Es galt sich zu entscheiden: Museen oder neues iPad kaufen. Wir entschieden uns für das iPad. Gar nicht so einfach. Nach fünf gemäss Apple’s Internetseite offiziellen Apple-Verkaufsstellen ohne Apple Produkte hatten wir schlussendlich zweimal die gleiche Auskunft erhalten, nämlich dass es im Córdoba Shopping ausserhalb der Stadt einen noch offizielleren Apple-Vertreter gäbe. Wir versuchten unser Glück und es hatte geklappt - obwohl wir damit mehr als den halben Tag verdaddelt hatten. Für uns stimmte es!


Nach einem kurzen Nickerchen ging es zurück in das Quartier Güemes. Wir streiften zuerst etwas durch die Feria de Artesania, danach durch die Gallerien. Es gibt hier neben unzähligen Cerveza Artesanal auch eine Gintoneria, jedoch verkaufen die nur Argentiniens einzigen Gin „Principe de Los Apostoles“. Trotz aller Liebe zum Gin gingen wir weiter und wollten nach dem Essen zurück - eigentlich. Nach unserem Lomo und Bife de Chorizo mit einem herrlichen Killka Malbec 2017 von Salentein, hatten wir jedoch genug und spazierten die 25 Minuten gemütlich zurück ins Hostel. 

Wie fies war das, wir gingen die Strasse der 100 Optiker entlang, mit Schaufenstern voller Sonnenbrillen und alles war zu. Die Nacht war gleich wie die vorherige, nur das Prisca die hustende Engländerin bereits nach 10 Minuten aus dem Zimmer warf.


Zum Osterbrunch gab es bei uns das restliche Fleisch vom vorabendlichen Nachtessen und aus der dem Restaurant abgeläscheleten Tomaten-Knoblauchsauce machten wir feinen Eiersalat. Der Sieger beim Eiertütschen war übrigens Andreas.

Den Rest des verregneten Ostersonntags verbrachten wir im Hostel - nicht etwa mit Eiersuchen, obwohl Prisca auf der Terasse im Gebüsch zugällig eines gefunden hatte - sondern mit Diskutieren und weiteren Reiseplänen schmieden, Videoschneiden und einem Thunfisch-Apfel-Knoblauch Dumpling Experiment, bei dem Prisca mit einem kleinen Feuerchen in der Küche für vorübergehende Hektik gesorgt hatte.


Die weiteren Etappen unserer Reise könnten wie folgt aussehen: über Australien nach Singapore und Indonesien. Weiter haben wir unseren Aufenthalt in La Paz (Boliven) noch konkretisiert und mit Chantal, einer Freundin und ehemaligen Arbeitskollegin aus ZKB Zeiten abgesprochen, wann wir bei ihr sein werden.


Mit den neuen Ideen im Kopf verliessen wir Córdoba - mit dem lokalen Bus zum Busterminal und von da weiter mit dem Nachtbus nach Salta.


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Kommentare: 1
  • #1

    Kurt (Mittwoch, 09 Oktober 2019 22:40)

    Ciao liebe Prisca
    vielen lieben Dank für deine tollen Geschichten. Sie sind sehr lustig geschrieben und wer schon mal dort war wo ihr, der amüsiert sich doppelt.
    Alles Liebe und Gute bei deinem neuen Job und vielleicht sehen wir uns mal
    liebe Grüsse aus "derzeit Südperu, bald wieder Bolivien, bald...….. woher soll ich das wissen"?

    joly und Kurt
    www.suitaontour.com