Tag 32 - Altos de Lircay - Pichilemu (320 km)
Nach dem Frühstück, welches wir mit einem Schwarm Wespen teilten, machten wir uns ohne eigentlichen Plan auf den Weg. Andreas fuhr und Prisca blätterte im Lonely Planet. Nach kurzer Zeit stand das Vorhaben: wir fahren wieder an den Pazifik. Dafür mussten wir dieselbe Strasse bis fast nach San Darío zurück, d.h. kurz vorher rechts auf K-15 bis La Vega und dann über die K-31, welche einen zur Ruta 5 bringt. Den ersten Stopp machten wir in der Stadt Curicó zum Grosseinkauf und zur möglichen Entblockierung von Prisca’s Telefon bei Movistar. Leider ohne Erfolg, jedoch funktionierte der Chip nach wie vor problemlos in Andreas‘ Handy. Dies haben wir jedoch erst mit dem Kauf eines neuen Chips herausgefunden, da dieser bei Prisca im Handy ebenfalls nicht funktionierte, sondern nur bei Andreas. Mit zwei Chips ging es weiter und mit dem von Andreas eingerichteten Hotspot versuchte Prisca ihr Handy noch einmal zu registrieren - das Gesetz besagt nähmlich, dass man ein ausländisches Telefon nach 30 Tagen registrieren muss.
Nachdem wir unsere Ausfahrt auf der Ruta 5 verpasst (und fast ohne Schuldzuweisungen und Diskussionen) gewendet und dafür auch noch 600 Pesos bezahlt hatten, waren wir wieder auf Kurs und unterwegs in Richtung Pazifik.
In Chépica haben wir aufgetankt und den Reifendruck überprüft. Wiki war die Luft buchstäblich ausgegangen. Das mit dem Scheibenputzwasser auffüllen ist so eine Sache. Wir müssen zuerst eine geeignete Flasche mit Füllstutzen finden oder etwas eigenes kreieren.
Die umliegenden Dörfer bei Santa Cruz waren mehrheitlich hübsch hergerichtet und außerhalb sahen immer wieder grössere, schöne Villen im Hacienda-Style. Dies muss wohl am Wein liegen, denn hier im Valle Colchagua gibt es einige sehr bekannte Wineries. Die gesamte Umgebung zwischen Palmen, Zypressen, Hügeln, Weinreben und Pfirsichbäumen erinnert etwas an die Toskana - nicht das wir Experten wären...
Wir folgten weiter der Ruta de Viñas (90) und kauften im einem schnusigen Gemüselädeli noch zwei Pepperoni, der Stückpreis 200 Pesos, fast 5x günstiger als im Unimarc und erst noch ohne Runzeln!
Es lagen noch ein paar Hügelzüge vor uns, bis wir unser Ziel Pichilemu, ein kleines Surf-Mekka, erreichen würden. Als wir den letzten Hügel passiert hatten, wechselte das Wetter von schön auf - ZACK! - grau, als hätte jemand den Vorhang gezogen. Wir waren erstaunt und dachten einen Moment ans Umdrehen, was wir natürlich nicht taten. Denn wir wollten ja die waghalsigen Surfer sehen. Bei La Puntilla und Playa Infiernillo waren jedoch keine Surfer im Wasser und die abgeklapperten iOverlander Standorte sagten uns auch nicht zu. Wir fuhren also weiter nach Punta de Lobos. Als wir der Strasse entlang zum Parkieren fuhren, entdeckten wir auf der rechten Seite den 4x4 der beiden „Franzosen mit die Düsche“... Wir lachten!
Hier waren eine Hand voll Surfer im Wasser, welche sich in die hohen Wellen wagten. Wir setzten uns auf einen Stein und schauten ihnen ein Weilchen zu. Krass, wie sie mutig die wohl fünf bis gegen zehn Meter hohen Wellen ritten!
Unsere Suche nach einem Lagerplatz für die Nacht brachte uns nach zwei Campingplätzen mit verschlossenen Toren zu Anton‘s. Anton Pogue ist pensionierter Snowboard Profi aus Kalifornien, kennt die Schoch Brüder und ist hier in Chile schon mit Tanja Frieden um die Wette gesurft. Kurz: er geniesset hier mit Surfen sein Leben und vermietet sein Grundstück zum Campen, hat aber auch eine Küche und sechs Betten im selbst gebauten Haus. Das Bad wird geteilt und aus der Düsche kommt sogar heisses Wasser. Wir bezahlen ihm die üblichen 5‘000 Pesos pro Person und Nacht.
Mit unserem Grill machten wir uns ein gemütliches kleines Lagerfeuer und brötelten unsere Pouletschenkel. Sofort war auch ein kleiner hungriger Hund zur Stelle, der sich im Anschluss über die Resten freute. Wir haben erst am nächsten Abend herausgefunden, dass dieser den Nachbarn gehört und im Licht doch ziemlich wohlgenährt aussieht.
Unseren Grillabend krönten wir mit Marshmellows am Spiess und entschieden, den nächsten Tag und Abend nochmals hier zu verbringen
Tag 33 - Lazy Day in Pichilemu und Pizza-Experiment
Für einmal frühstückten wir im Bett, also im Wickibus, und planten die Besuche von zwei Weingütern für den nächsten Tag.
Nach einer weiteren heissen Düsche machten wir uns zu Fuss auf zur Punta de Lobos, um die Surfer in den Monsterwellen zu beobachten. Diesmal war es nicht National Geographics sondern der Sportkanal ESPN. Waghalsig stürzten sich die Surfer wiederum in die Wellen, welche sicherlich gegen 7 Meter waren, wenn nicht sogar höher.
Zuschauen macht hungrig, aber leider hatte das kleine Kaffee vorne an der Strasse zu bis 16.30 Uhr. So entschieden wir uns, selbst eine Kleinigkeit zu kochen. „Wieso nicht schon um zwei Uhr nachmittags ein Feuerchen machen?“ dachten wir uns. Und so starteten wir mit Zeuseln und Prosecco und bereiteten einen Pizzateig zu. Eine gute Stunde später waren Glut und Calzone parat. Mhmmmm!
Gestärkt machten wir uns erneut auf zum Surfspot. Eine ganze Weile war niemand im Wasser. Als wir gerade gehen wollten, stürzten sich wieder mutige Surfer in die Fluten. So blieben wir doch noch eine Weile. Die Strömung war unglaublich stark.
Zurück bei Anton‘s - wie könnte es anders sein - entfachte Andreas erneut ein Feuer. Schliesslich wollte unser Fleisch noch gegrillt werden. Es sah köstlich aus und roch fantastisch, auch der Geschmack war himmlisch. Nur war es zäh wie eine Schuhsole. Aber WIR haben ja Zahnseide dabei.
Auch diesen Abend sassen wir noch lange am Feuer und genossen nochmals ein paar flambierte Zuckerhaufen.
Tag 34 - Pichilemu - Valle Colchagua; Clos Apalta, Viña Lapostolle & Viña Viu Manent (130 km)
Wie schon in der Umgebung von Mendoza wollten wir einige angesagte Weingüter besuchen. Wir hatten via iOverlander bereits in Erfahrung gebracht, dass Besucher nach einer Tour bei Viña Viu Manent auf dem Parkplatz übernachten können.
So fuhren wir den Weg zurück nach Santa Cruz, um zuerst das Weingut Clos Apalta (http://www.closapalta.com/) zu besuchen. Dieser Weinkeller gehört der Familie Manier Lapostolle. Spätestens bei Grand Manier klingelte es bei uns. Da die Familie irgendwann alleine vom Orangenschnaps genug hatte, kauften sie ein Weingut im Valle Colchagua. Irgendwann war auch die Produktion von grossen Mengen keine Herausforderung mehr und sie bauten in drei Jahren ein erdbebensicheres Weingut in Apalta, etwas erhöht. Was für ein Anwesen!
Die Weine werden mit grosser Sorgfalt hergestellt. Mit viel Handarbeit entstehen zum einen Weine für den Detailhandel, die zwischen USD 10 bis 20 kosten, aber auch kleine Mengen, die als Spezialitäten in ihrem ausgeklügelten Weinkeller zu Tropfen für rund USD 150 pro Flasche heranreifen. Die sehr interessante Tour mit Degustation im untersten Geschoss des Anwesens war toll. Und da wir nun gerade während der Erntezeit dort waren, wurde überall gearbeitet. Von Februar bis März, für den sehr späten Carménère sogar bis im Mai, wird hier Vollgas geschufftet.
Spannend war auch zu erfahren, dass die erst in den neunziger Jahren entdeckte einheimische Traubensorte Carménère von den lokalen Weinbauern ursprünglich für einen späten Merlot gehalten wurde. Die dann ankommenden Weinproduzenten unter anderem aus Europa fanden dann aber bei ihren Studien heraus, dass es sich dabei um eine eigene Sorte handelt.
In der Degustation probierten wir den Lapostolle Grand Selection Sauvignon Blanc vom 2016, den Lapostolle Cuvée Alexandre Viñedo Apalta vom 2014 sowie den Spitzenwein Clos Apalta vom 2012.
Die Architektur, der sehr kundige Guide und die Degustation des Spitzenweines waren die CLP 20‘000 allemal wert.
Vor der nächsten Degu hatten wir Zeit, in Santa Cruz etwas kleines einzukaufen und gönnten uns zwei grosse Sandwiches in einem hübschen Kaffee mit Wifi - und dies endlich wieder an der Sonne, welche unterdessen den hartnäckigen Nebel und die Wolken vom Pazifik verdrängt hatte.
Die Viña Viu Manent (http://viumanent.cl/) liegt quasi ums Eck, ist aber um einiges älter als die vorhin besuchte Clos Apalta. Mit einer Pferdekutsche - ganz zur Freude von Prisca - starteten wir die Tour durch die Reben, um dann die Produktionsschritte in diesem Weingut kennen zu lernen. Wir probierten ein Gläschen Traubenmost direkt vom Fass, welcher in der frühen Phase der Gärung - quasi ein weisser Suser aus Sauvigon Blanc Trauben - ganz bekömmlich ist.
Anhand einer gut gemachten Infografik erklärte uns die Guía den Prozess der Herstellung. Was für uns neu war: Wein wird auch in Betontanks in der Form eines Eis gereift. Diese sind für die Fermentation gut geeignet, und erfordern keine Zugabe von Hefe oder ähnlichem. Der Gärprozess ist gegenüber den Inox Tanks aber schwieriger zu kontrollieren.
Viele ergänzende Infos machten auch diese Führung sehr interessant und kurzweilig, so dass uns die eineinhalb Stunden mit der Degustation der fünf Weine viel kürzer vorkam. Wir probierten einen Chardonnay, einen Pinot Noir, einen Malbec Reserva der Linie Secreto, einen Carménère sowie den Vibo 2017, ein Assemblage aus 75% Cabernet Sauvignon und 25% Malbec. Die CLP 17‘000 für die Tour gingen für uns vollkommen in Ordnung.
Wir liessen uns nochmals bestätigen, dass wir den Parkplatz zur Übernachtung benützen durften und kauften als Dankeschön ein Fläschchen Rotwein, den Viu Manent Carménère Gran Reserva vom 2017, der das Schreiben dieser Zeilen geschmeidig begleitet.
Wir verfütterten die restliche Schuhsohle von gestern an den lieben Hund des Weinguts und kochten im Anschluss eine viel zu grosse Portion Spaghetti Carbonara. Für einmal liessen wir den Abend im Kino Wicki ausklingen.
Tag 35 - Valle Colchagua - Cajón del Maipo y Termas Valle de Colina (251
km)
Da wir am Vorabend noch etwas darüber philosophierten wie und wo wir unsere letzten Tage mit Wicki verbringen wollten, telefonierte Andreas gleich nach dem Frühstück mit den Termas de Valle Colina im Cojón de Maipo, ob diese geöffnet sind und ob man da campieren darf. Beides wurde bejaht und so machten wir uns auf den Weg. Kurz vor San Fernando verliessen wir die Ruta del Vino und nahmen wir die alt bekannte Ruta 5 in Richtung Santiago.
Wir mussten jedoch nicht in die Stadt rein sondern konnten diese im Süden umfahren um auf die G-25 im das Tal Cajón de Maipo zu gelangen. Zwischendurch haben wir noch aufgetankt und dies ganz zu unserer Verwunderung im Self-Service. Für einige Chilenen vor uns war das eine echte Herausforderung.
Einmal aus den Suburbs von Santiago raus, führt die Strasse entlang dem gleichnamigen Fluss. Richtig schön oder hübsch wird es jedoch erst im kleinen Städtchen San José de Maipo. Hier kauften wir ein und entschieden uns spontan für den nächsten Tag eine Riverrafting Tour bei Ruta Vertical (https://www.rutavertical.cl/) zu buchen. Der Spass war nicht einmal übermässig teuer und kostete pro Person CLP 19‘000.
Danach fuhren wir weiter in Richtung Therme (https://www.termasvalledecolina.com/). In Baños Morales stoppten wir kurz, luden eine Backpackerin ab, welche wir ein kurzes Stück mitnahmen, und wollten uns da bezüglich einer Wanderung informieren. Doch das Conaf Info Center des Monumento Nacional hatte gemäss eines Einheimischen bereits zu.
Links und rechts von uns wurden die Berge, Ausläufer der Anden, immer höher und farbiger. Durch das Tal schlängelt sich nun der Rió Volcán. Die Strassen sind eigentlich bis auf die letzten 10 km in gutem Zustand, aber die allerletzten 5 km sind sehr mühsam - aber natürlich kein Problem für unseren Holper-Wicki. Unterwegs wurden wir zwei, drei mal von Lastwagen, die es unglaublich prässant hatten, überholt. Andreas fluchteund machte ein böses Gesicht.
Um 16.30 Uhr erreichten wir die Therme. Der Eintritt kostet 8‘000 Pesos pro Person, ist 24 h
gültig und das Campen ist ebenfalls in diesem Preis inbegriffen. Die Thermen sind übrigens rund um die Uhr offen und zugänglich. Wir parkierten, schnappten unsere Badesachen, marschierten dem
Hügel hinauf und setzten uns in eines der fünf sehr natürlich angelegten Becken.
Nach und nach, sowie bis spät in die Nacht, kamen immer mehr Leute - aber überlaufen war es noch nicht. Nach unserer ersten Runde Spa wuschen wir uns unter der eiskalten Düsche das Salz und den Kalk vom Körper und machten uns auf die Suche nach dem perfektem Spot für die Nacht. Wir wurden fündig und gleich als erstes baute uns Andreas eine tolle kleine Feuerstelle. Derweilen verschanzte sich Prisca im Büssli, um dem Apèro und alles für die Pita Burger staubfrei zuzubereiten. Okay, die Hamburger durfte dann Andreas machen und Prisca konnte so noch ein bisschen Holz von den anderen alten Feuerstellen zusammenräubern.
Als die Glut perfekt war, grillten wir unsere Miniburger und die Pitataschen. Gegessen wurde wegen der Kälte und des Staubes, welchen der leichte Wind und die Autos aufwirbelten, drinnen.
Mit vollen Bäuchen stürzten wir uns nochmals in die noch nassen und kalten Badehosen und eilten erneut den Hügel hoch. Unter dem wunderschönen und absolut klaren Nachthimmel mit unglaublichem Sternenzelt setzten wir uns in das heisse Wasser und freuten uns über die Entscheidung, hierhin gefahren zu sein.
Die zweite kalte Düsche machte nicht so viel Freude. Zurück beim Van, entfachte Andreas die Glut für die letzten Marshmellows und dazu gab’s einen heissen Kaffee. Was für ein schöner Abend!
Tag 36 - Riverrafting Rió Maipo / San José de Maipo Roundtrip (112 km)
Geweckt wurden wir vom Muhen der Kühe und dem Gewieher der Pferde um uns herum. Es war ein wunderschöner Morgen. Die Gipfel der Berge um uns herum waren bereits hell erleuchtet von der warmen Morgensonne. Somit standen wir einigermassen bei Zeiten auf, frühstückten und legten uns nochmals ein halbes Stündchen in die Therme, bevor es mit dem Touristenansturm - es war ja Samstag - losging.
Kurze Zeit später knatterten wir mit Wicki los in Richtung San José de Maipo. Wir hatten gerade noch genügend Zeit, um vor dem Rafting am Strassenrand, wo wir parkierten, unsere Spaghetti zu wärmen und zu essen.
Um 14.00 Uhr wurden wir bei Ruta Vertical begrüsst und für das bevorstehende Abenteuer eingekleidet. Neoprenanzug und -schuhe, Jacke, Helm und Schwimmweste. Anschliessend wurden alle in einen Bus vom Modell superklapprig-uralt gepackt und zum Startpunkt gekarrt.
Am Ufer erhielt jeder ein Paddel und dann gab es eine kleine Instruktion sowie
Sicherheitsanweisungen, für den Fall, dass man aus dem Boot fällt. Wir wurden Felipe zugeteilt, zusammen mit Therry und Naomi (GB) und einem jungen Geschwisterpaar aus Schweden. Wie machten vor
dem Einwassern noch ein paar Trockenübungen mit allem Komandos, ein Foto und schon befand sich unser Boot im den Stromschnellen.
Wir paddelten, stoppten, paddelten, hielten uns fest, paddelten, nahmen die Sicherheitspositon
in Boot ein. Es wirbelte uns durch die Strömung, wur prallten an und um grosse Steine. Wir drehten uns im Kreise, paddelten vor und rückwärts und immer wieder peitschte uns das eiskalte Wasser
ins Gesicht und brach über uns und das Schlauchboot herein. Der Rió Maipo hat das ganze Jahr eine Temperatur zwischen 7 und 10 Grad und verfügt über Abschnitte mit diversen
Schwierigkeitsgraden (Class 1-4 auf der Skala 1-5). Zu Beginn hatten wir gleich eine 4 und zum Schluss nochmals ‚ne 3. Zwischen durch gab es auch mal ganz ruhige Passagen, und wir konnten die
Fahrt und Aussicht auf die umliegenden Felswände geniessen.
Nach einer knappen Stunde stiegen wir durchnässt und leicht fröstelnd - aber überglücklich und irgendwie noch voller Adrenalin - aus dem kalten Fluss.
Ab in den Bus und zurück nach San José de Maipo. Wir waren uns einig, die Busfahrt war das gefährlichste am ganzen Tripp.
Leider gab es keine warmen Düschen und so entschieden wir uns - ohne gross nachdenken zu müssen - zurück zu den Thermen zu fahren. Was abgesehen davon, dass es uns dort gut gefällt, auch noch nahe vom Ausgangspunkt unserer Wanderung am nächsten Tag liegt. Wir haben noch alles für ein Fondue Chinoise eingekauft, denn mit Baden und Feuer machen würde es zu spät werden und ausserdem regnete es ganz leicht.
Wicki kannte den Weg ja bereits und meisterte auch dieses mal bravurös die Strecke. Als wir bei den Thermen ankamen, hatten rund fünfhundert bis tausend andere aus der Umgebung von Santiago de Chile die selbe Idee. So war es fast ein bisschen wie an einem Openair, nur dass viele neben ihrem Zelten noch die Autos stehen haben.
Nachdem wir uns in den Thermen aufgewärmt hatten - es war schon eingedunkelt - nahmen wir die kalte Düsche danach gelassen und tappten zurück zu Wicki. Wir begannen mit der Vorbereitung des Chinoise mit Apèro vor dem Büssli und beobachteten die Nachbarn, und wie diese bei Wind und Wetter mit ihren Feuerchen kämpften. „Die Camper - Folge 7“ - oder so ähnlich!
Natürlich hatten wir uns fast überessen, denn diesmal gab’s neben dem Fleisch auch noch Broccoli und Champignons in der Bouillon - göttlich! Mit unseren vollgefressenen Wampem legten wir uns schlafen und liessen das nächtliche Bad bleiben - es hatte uns nun ohnehin zu viele Menschen in den Pools.
Tag 38 - El Monumento Natural El Morado - Baños Morales Roundtrip (30 km)
Wir schliefen ein bisschen länger als geplant und machten uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg nach Baños Morales. Als wir hinunter fuhren, sahen wir den Vulkan San José, der über die Nacht mit einem Hauch von Neuschnee - wie bestäubt mit Puderzucker - bedacht worden war.
In Baños Morales konnten wir gratis parkieren und wurden von einem sehr netten älteren Mann eingewiesen. Zu Fuss marschierten wir los zum Parkeingang des Monumento Natural El Morado (http://www.conaf.cl/parques/monumento-natural-el-morado/). Natürlich mussten wir uns bei der Conaf registrieren. Der Ranger erklärte uns freundlich, dass die letzten beiden Kilometer zum Glaciar San Francisco wegen Steinschlägen zu gefährlich seien und deshalb gesperrt blieben. Dies veranlasste Prisca, den Eintrittspreis für Touristen von CLP 5’000 auf den Preis der Chilenos CLP 2’500 pro Person runterzuhandeln. Nach etwas hin und her und Wimpernklimpern klappe dies.
Der erste Kilometer war am strengsten, danach ging es die restlichen fünf bis zur Laguna gemächlich hoch. Ungefähr in der Hälfte bestaunten wir die Aguas Panimavida - wieder einmal etwas ganz neues für uns - unterirdische mineralhaltige Quellen, welche irgendwann an die Oberfläche stossen und dort wunderprächtige Farben hinterlassen. Und in kleinen Tümpeln lustig blubbern.
Bei der Lagune gönnten wir uns ein kleines Picknick, das uns einige kleine hübsche aber freche Vögelchen streitig machen wollten. Wie von den Wetterfröschen vorher gesagt, zogen zwischenzeitlich Wolken auf - wie dramatisch - und der Wind fühlte sich deutlich kühler an. Zeit für den Abstieg und ein weiteres Bad im unserer Lieblingstherme.
So geschah es, wir waren recht zügig unten und holperten schon wieder los Richtung Valle de Colina. Für Wicki quasi im Blindflug...
Am Eingang verhandelten wir noch bezüglich des Eintritts, der ja vom Vortag her noch gültig war und wurden so prompt ohne neuerliches Bezahlen hineingelassen. Wir freuten uns über die gesparten 16‘000 Pesos und den super Camping-Spot für Wicki, denn der Campingplatz war nun an diesem Sonntagabend wie leergefegt. Wir warfen uns in die Badeklamotten und setzten uns in unser Stammbecken. Hier lernten wir Max und Barbara aus Deutschland kennen und trafen auch wieder auf Therry und Naomi vom Rafting am Samstag. Die Wolken hatten sich verzogen und es versprach eine sternenklare Nacht zu werden.
Aufgeweicht und schrumplig, noch kurz kalt gedüscht, gingen wir zu unserem Platz und entfachten ein grandioses letztes Lagerfeuer. Max und Barbara gesellten sich mit ihrem pompösen Outdoorgefährt zu uns. Später kamen auch noch Therry und Naomi mit ihren Stühlen dazu. Was für ein würdiger gemütlicher letzter Abend, mit gutem Essen, Wein und neuen lieben Menschen.
Zusammen nahmen wir ein nächtliches Bad unter dem strahlenden und funkelnden Sternenzelt - sogar mit der einen oder anderen Sternschnuppe. Es hatte fast keine Leute mehr - voll friedlich! Zurück am Feuer, gesellte sich ein super verschmuster Kater zu uns und nistete sich ununterbrochen schnurrend zwischen uns beiden in der Wolldecke ein. Bis morgens um zwei verbrannten wir noch fast alles herumliegende Holz, welches die Weekender zu unserer Freude liegen gelassen hatten.
Alles schöne hat ein Ende, so auch unsere Zeit mit Wicki. Ein bisschen gezeichnet von der langen Nacht und etwas melancholisch standen wir auf. Es war soweit und der letzte Tag mit Wicki brach an. Wir machten ein wirklich allerletztes Feuerchen, um unser Brot zum Frühstück zu toasten - auch der Schmusekater war wieder zur Stelle. Nach einem letzten Bad in der Therme verabschiedeten wir uns kurz vom dem Mittag von unseren neuen Freunden und fuhren los nach Santiago.
Auf dem Weg koordinierten wir unsere Ankunft bei Andrés im Airbnb und klärten, wo wir Wicki vor der Abgabe noch Waschen und Reinigen lassen konnten. Zufälligerweise lag alles nahe beisammen, was für eine solch‘ grosse Stadt nicht selbstverständlich ist. Wir fuhren zunächst zu Andrès, um unser Zeugs abzuladen und danach zur Autoreinigung ums Eck, wo Wicki während der nächsten Stunde auf chilenischen Hochglanz poliert wurde. Danach fuhren wir die Strasse runter zum Abgabeort von Wicked.
Mit 183’136 km auf dem Tacho und somit 6‘241 gefahrenen abenteuerlichen Kilometern ohne Zwischenfälle gaben wir Wicki ab - der Abschied fiel uns sichtlich schwer, denn dieser kleine Hippibus ist uns in den letzten 39 Tagen doch sehr ans Herz gewachsen.
Es war komisch, einen Uber zu bestellen und damit zurück zum Appartement zu fahren. Wir pufften uns im der kleinen schmuddeligen Wohnung und in unserem Zimmer ein. Ist aber völlig okay für die zentrale Lage und den Preis von USD 16.00 pro Nacht.
Im Anschluss kauften wir noch etwas fürs Frühstück, eine Flasche Wein und Waschmittel, damit wir am nächsten Tag waschen konnten, ein und liessen uns zu Sushi Fusion a paso (take away) hinreissen. Dieses mampften wir halb stehend am Tresen und auf dem Sofa, genossen dazu das gute Tröpfen Carménère von der Viña Santa Rita. Im ungewohnt grossen Bett führten wir uns vor dem Einschlafen noch eine Episode unserer aktuellen Netflix Serie zu Gemüte.
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Dani Frey (Dienstag, 09 April 2019 23:00)
Ihr macht mich fertisch... Hab‘ mir gerade die 5 Videos in Serie reingezogen und leide jetzt unter einem akutem Fall von Fernweh ��� Wisst ihr eigentlich wie sehr wir hier unter Wasser stehen und dann so was - hilft nicht wirklich....� Super Videos - habe einige Orte entdeckt wo ich auch war und noch mehr wo ich noch hin will... Ich wünsch euch weiterhin viel Spass, passt auf euch auf und macht weitere Videos. LG, Dani
PS: Bin überrascht, dass der Hippi-Bus es über die Carretera geschafft hat
PSS: Falls ihr wieder Geld braucht - wir suchen dringend willige Arbeitskräfte �