Tag 22 - Entre Lagos - Tril Tril (118 km)
Pazifik wir kommen!
Eine vorübergehende WG-Bewohnerin in Ushuaia hatte uns von einem Strand namens Tril-Tril an der Pazifikküste erzählt. Dieser war unser heutiges Ziel. So fuhren wir nach dem Frühstück nach einem tollen Sonnenaufgang am See los.
Bis nach Osorno fuhren wir auf der 215-CH, hier wurde Wikis‘s Durst gestillt und weiter ging‘s auf der U-400. Ein grosser Teil davon führte durch Eukalyptus-Wälder und dann entlang dem Flusslauf des Rio Contaco. Links und rechts kamen wir immer wieder an kleinen Holzhäusern vorbei, die haufenweise Holz und Kohle zum Verkauf anboten. Zwischendurch stand auch schon mal eine Kuh mit Kalb am Strassenrand. Die hügelige und kurvige Strecke war eigentlich ganz angenehm zu fahren, da die Strassen in gutem Zustand sind. Hin und wieder brauchte es jedoch eine zünftige Portion Geduld, da die Lastwagen und ein paar Sonntagsfahrer vor sich hin schnaagten...
In etwas mehr als zwei Stunden waren wir am Pazifik. In Maicolpué machten wir Halt am Strand, tranken Kaffee, assen Empañadas, bloggten und genossen die Wärme der Sonne.
Danach führte uns eine 7 km lange unglaublich steile Strasse nach Tril-Tril. Der Strand ist wirklich unglaublich schön und gross und liegt fernab vom Tourismus. Wir parkierten Wicki oben auf dem Hügel und gingen hinunter in die Bucht. Dafür mussten wir noch einen kleinen Fluss überqueren.
Wir breiteten unsere Strandtücher aus, zogen die Badesachen an und cremten uns ein. Genau als wir fertig waren und uns in die Sonne legen wollten, sahen wir winzige Delphine (Babies) im Meer umherspringen. Zuerst dachten wir an Raubfische wie Tunas oder Jackfish. Nach und nach kamen immer mehr und auch grössere Delphine. Wir beschlossen zu bleiben, da keiner von uns weg von den Delphinen wollte.
Nach vier Stunden Delphinshow gingen wir zurück zu unserem Camper. Die Flut hatte schon eingesetzt und der Meeresarm musste ja auch noch überquert werden - was uns gut gelang. Da die wenigen Tril-Tril Kenner den Strand und somit auch den Parkplatz unterdessen verlassen hatten, brachte Andreas unser Büssli in die optimale Position für die spätere Übernachtung.
Nun wurde der Grill eingeheizt, der Weisswein-Risotto aufgesetzt und schon kurze Zeit später zischten unsere Koteletts herrlich duftend - unter scharfer Beobachtung eines alten schwarzen Hundes - auf fantastischer Glut.
Wir genossen die Abendstimmung und beobachteten, wie nach dem Eindunkeln eine Braut und ihr Bräutigam nach dem Fotoshooting am Strand versuchten, den unterdessen gefluteten Meeresarm zu überqueren. Wir fragten uns, ob das Kleid, wenn es dann trocken ist, wohl wieder sauber werden würde? Zu später Stunde konnten wir weitere Personen mit Taschenlampen beobachten, die ihr Glück versuchten - wer braucht da noch einen Fernseher?!
Tag 23 - Tril-Tril - Parque Nacional Alerce Costera - La Union (282 km)
Nach dem gemütlichen Abend weckten uns am Morgen die Regentropfen, welche sanft auf unseren Wicki trommelten sowie ein Vogel, der auf unserem Dach herumspazierte. Wir wollten das Schicksal nicht herausfordern und brachen nach einem Kaffee gleich auf, um vor einem allfälligen starken Wolkenbruch über die kurvige und sehr steile Strasse zurückzufahren.
Auf unserem Programm stand der zweiälteste, mit Sicherheit jahresgenau datierte Baum der Welt: der Alerce Abuelo.
Der Weg führte uns zuerst zurück nach Osorno, wo wir uns in einem einfachen Wohnquartier ein Frühstück gönnten. Gestärkt ging es via der U-160 weiter bis San Sebastián. Wir mussten den Río Bueno mit einer klitzekleinen Fähre überqueren, dies kostete CLP 2’500. Am anderen Ufer nahmen wir für ein kurzes Stück Luis mit, der zur Kirche wollte. In Trumao bogen wir links auf die T-80 zum Parque Nacional Alerce Costera ab.
Wir hatten schon schlechtere Strassen gesehen, insgesamt waren die zu überwindenden 1‘000 Höhenmeter aber ein Kampf gegen die Physik. Soooo steile Strassen! Stellt euch vor, ihr fährt auf einem ungeteerten Waldweg und dieser hat die Steigung einer roten Skipiste, die so gegen 18 Kilometer lang ist. Und diese Strasse müsst ihr mit einem Büssli mit Vorderradantrieb bewältigen. Wir hatten unseren Spass daran.
Zuerst schien es, als wäre der Empfang des Parkes geschlossen, dann aber zeigten sich die Ranger. Der Parque Nacional Alerces Costera (http://www.conaf.cl/parques/parque-nacional-alerce-costero/) kostete für uns Chilenen CLP 2‘500. Also wenn wir schon eine chilenische Autonummer haben und fliessend Spanisch sprechen...
Der Park ist deshalb von Bedeutung, weil er einen riesigen Bestand der Patagonischen Zypresse - die Alerce - schützt, die als einer von nur zwei Bäumen vom Washingtoner Artenschutzübereinkommen geschützt ist (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Patagonische_Zypresse). Ein Rundweg erschliesst einen mickrigen Teil des Parkes, unter anderem führt dieser Pfad zum wohl zweitältesten Baum der Erde (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dendrochronologie).
Der alte, noch gut erhaltene chnorzige Baum ist sehr imposant und beeindruckend. So kitschig es klingt, aber er strahlt eine gewisse Weisheit aus.
Die Wanderung und das Geniessen der Aussicht auf dem Turm beim Parkeingang dauerte drei Stunden. Wir genehmigten uns beim Welcome Center noch ein Käffeli und Guätzli, bevor wir unsere Wasservorräte auffüllten und weiterreisten.
Wir holperten ein Stück dieselbe Strasse zurück und wechselten dann auf eine andere Schotterpiste, die T-85, bis Santa Elisa. Kurz davor wird diese endlich zur normalen, das heisst geteerten Strasse. In Santa Elisa bogen wir rechts ab auf die T-75, um danach über die T-60 unser Endziel Valdivia anzusteuern. Leider bemerkten wir erst jetzt (15 Minuten vor Valdivia), dass die Mutter unseres Freundes Edo gar nicht Valdivia sondern in La Unión wohnte. So fuhren wir noch eine Extraschlaufe, um dorthin zu gelangen. Dafür nahmen wir jedoch die Autobahn, Ruta 5, welche uns CLP 2‘600 kostete, wir jedoch mit 100 km/h fahren.
Nach einem herzlichen Empfang, einem Schwatz über dieses und jenes und dem Tennismatch mit unserem Roger Federer im Hintergrund, aussen wir zusammen eine Kleinigkeit. Zudem kriegten wir eine richtige selbstgemachte chilenische Hagebuttenconfitüre (mermelada de [rosa] mosqueta) geschenkt. Unser Frühstücksbuffet wurde um eine Köstlichkeit erweitert.
Danach fielen wir nach langer Zeit wieder einmal in ein richtiges Bett.
Tag 24 - La Unión - Pucón/Salto El Claro (233 km)
Es war herrlich, eine Nacht in einem richtigen Bett zu schlafen, aber irgendwie vermissten wir unseren Wicki. Nach einer mehr oder weniger warmen Düsche und einem herzhaften Frühstück - Käse und Dulce de Mora, bei Beatriz, setzten wir unsere Reise nach einmal Volltanken fort.
Wir hatten uns am Vorabend entschieden, für ein paar Tage in die Adventure Hochburg nach Pucón zu fahren, da uns zum einen die Verlängerung der Mietdauer unseres Wickis bis am 01.04. bestätigt wurde und wir zum anderen den aktiven Vulkan Villarica besteigen wollten. So fuhren wir von La Unión zur Autopista/Ruta 5 bis zur Ausfahrt Villarica, Kosten; CLP 5‘200. Von der Ausfahrt sind es noch etwas mehr als 60 km bis nach Pucón.
Von der Region de los Ríos kamen wir in die Region de Araucanía. Wir fuhren durch das eher noble Villarica, welches am gleichnamigen See liegt. Entsprechend ist auch die ganze Küste mit Villen zugepflastert. In Pucón, dem Zentrum für Outdoor-Aktivitäten, suchten wir als erstes das Office von Summit Chile (http://www.summitchile.org/?page_id=1061&lang=de) auf, um uns einen der begehrten Platze für die Vulkanbesteigung zu sichern. Prompt hatte es für den Mittwoch noch Platz - und das Wetter sollte auch noch besser werden! Der heutige Tag war grau und nass und für den Dienstag waren noch Wolken für den Morgen angesagt. Wir probierten also unsere Ausrüstung an, füllten den notwenigen Papierkram aus und bezahlten die CLP 85’000 pro Person.
Im Anschluss daran machten wir uns auf die Suche nach einem Plätzchen, wo wir später übernachten konnten. Auf den Campingplatz direkt am See, welcher uns Susan von Summit Chile empfohlen hatte, war weit und breit niemand zu sehen. Der Parkplatz am See, wo viele Overlander bereits nächtigten, sollte es auch nicht sein. Wir gönnten uns lediglich ein kleines Mittagessen - die von Andreas lang ersehnten Fotzelschnitten mit Hagenbuttenkonfi - und spazierten kurz ans Ufer vom Lago Villarica hinunter.
Wir fuhren zum Wasserfall Salto El Claro, um uns dort umzuschauen. Auf dem Weg dahin hatten wir kurz eingekauft, denn Andreas verspürte schon wieder den Drang zu grillieren.
Vor der Zufahrt zum Salto hat es am Waldrand eine grosse Wiese mit Kühen und diverse Möglichkeiten das Büssli etwas versteckt - zwischen Brombeeren und Hagenbutten - von allen Zufahrten zu parkieren. Dieselbe Idee wie wir hatten auch Sven und Susanne mit ihrem Töchterchen Anouk aus Basel. Während sich die anderen installierten, besuchten wir beide den Wasserfall; Kosten: CLP 2‘000 p.P.
Speziell ist, dass man diesen Wasserfall nicht nur von unten bestaunen kann, sondern auch von oben! Nichts für Leute mit Höhenangst! 15 Minuten dauerte der Abstieg auf dem schmalen und etwas rutschigen Pfad.
Zurück beim Büssli, schwatzten wir noch ein bisschen mit unseren Nachbarn und machten uns danach ans Kochen. Andreas entfachte wieder einmal ein Feuerchen in unserem Grill und hatte innert kurzer Zeit die perfekte Glut parat für Rindshuft, Kartoffeln und Zucchetti. Dazu ein Knoblauchjoghurtsöseli und Gurken-Palta-Salat (Avocado). Leider begann es zu regnen. Da es jedoch sowieso ziemlich kalt war, wollten wir sowieso drinnen essen.
Da es weder Delphine noch Bräute zu beobachten gab, gönnten wir uns im Heimkino zum Kaffee noch eine Folge einer Netflix Serie.
Tag 25 - Salto El Leon - Parque Nacional Villarica / Lagunas y vista al Vulcán Lanín (169 km)
Es war eine kalte Nacht! Am Morgen war der Regen vorbei und die Sonne blinzelte zwischen den noch tief hängenden Wolken durch. Wir frühstückten draussen, eingewickelt im unsere Wolldecken und machten unsere Schweizer Nachbarn mit etwas von unseren feinen Marmeladen glücklich. Im Gehenzug erhielten wir drei Knoblauchzehen vom berühmten Chiloé Ajo, diese sind einzeln jeweils fast so gross wie ein ganzer normaler Knoblauch und wachsen nur auf der Insel Chiloé.
Da wir am nächsten Tag den Vulkan Villarica erklimmen wollten, hatten wir uns für eine kleinere leichtere Aufwärm-Wanderung im Parque Nacional Villarica entschieden - wieder eine Empfehlung von Susan. Zuerst stand noch der Salto El Leon auf dem Programm, der mit seinen 95 m wohl der höchste in der Region sein muss. Und wenn es von etwas viel hat hier im Land der Vulkane sind es neben den Thermen die Wasserfälle. Der Besuch beim Leon kostete uns CLP 2’500 pro Person.
Danach ging es auf zum Nationalpark. Die nächsten 40 Minuten folgten wir der 199-CH, die unter anderem auch nach Argentinien führt. Fast wären wir am Parkplatz des Wanderweg-Starts vorbei gefahren, so beschäftigt waren mir mit dem Bestaunen der Umgebung und des Vulkan Lanín (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lan%C3%ADn), welcher mit seinen 3’747m der höchste in der Umgebung ist. Er liegt übrigens genau auf der Grenze zu Argentinien.
Wir drehten also um, parkierten Wicki, packten Brot, Aufschnitt und Käse ein und marschierten los. Die Wanderung zu den Lagunen sollte mehrheitlich flach sein. Gleich zu Beginn des Weges sahen wir schon die ersten Araucarías (Chilenische Araukarie oder Monkey Puzzle Tree), für welche die Region bekannt ist.
Kurz darauf hörten wir das Klopfen eines Spechts und erspähten ihn sogleich: den Carpintero Gigante (Pajaro Locco). Was für ein schönes Wiedersehen!
Wir wanderten zuerst zur Laguna Escondida...
...und danach zur Laguna Plato. Leider war der Weg um die Lagune herum und weiter zur nächsten cerrado! Ob wohl der Präsident der Conaf der selbe ist wie der von den geschlossenen Kirchen auf Chiloé?
So wanderten wir den selben Weg durch das Bambus-Wäldchen zurück. Wir mussten jeweils aufpassen, dass wir nicht von rechts oder links aufgespiesst wurden, oder über die kleinen Bambüsser am Boden stolperten. Hie und da flitzte noch eine Eidechse umher.
Zurück bei der Wegverzweigung entschieden wir uns, auch noch die Laguna Huinfiuca zu erwandern. Von dieser hat man einen tollen Blick auf den Vulkan Lanín - uns sie hat uns von den dreien am besten gefallen.
Nach einer Mango, die Sandwiches machten wir uns schon bei der zweiten Lagune, machten wir uns im Eiltempo auf den Rückweg. Denn es wurde langsam frisch. Auf dem Rückweg hörten wir immer wieder Spechte klopfen und schnattern. Und am gleichen Ort wie zu Beginn unserer Wanderung konnten wir zwei Spechtdamen, die ein Schwätzchen hielten, beobachten. Auch Herr Specht mit seinem schönen roten Kopf gesellte sich dazu.
Zurück auf dem Parkplatz schauten wir auf die Health App. Stolz gönnten wir uns auf die geleistete kleine Aufwärm-Wanderung mit 16,5 km einen heissen Kaffee und Kekse. Auch auf der Rückfahrt staunten wir wieder eine Runde, und noch mehr, als wir endlich den Vulkan Villarica mit seinem rauchenden Krater sehen konnten. Hmmm, morgen würden wir dort oben stehen...
Am Abend liessen wir uns dann doch noch auf dem Camping Ayona, wo wir schon am Vortag schauen waren, nieder. Heute war ein Mann an der Rezeption. Wir handelten ihn von 7’500 auf 6’000 Pesos runter und fuhren Wiki direkt in den Sonnenuntergang.
Kurz vor 22.00 Uhr - Warmwasser-Schluss - hüpften wir nach einem leckeren Spaghettiplausch (Carbo Load für den Vulkan) , gekocht von Andreas, unter die Düsche. Danach krochen wir in unsere Schlafsäcke, den Wecker gestellt auf 05.15 Uhr.
Tag 26 - Vulkan Villarica - Termas Los Pozones - Laguna Llancalil (44 km)
Der Wecker klingelte tatsächlich um 05.15 Uhr, so früh sind wir schon lange nicht mehr aufgestanden. Der Mond schien noch hell und spiegelte sich im Lago Villarica.
Nach einem kurzen Frühstück fuhren wir zum Office von Summit Chile. Hier sammelten wir unsere sieben Sachen (Jacke, Hose, Schuhe, Steigeisen, Gasmaske, Eispickel, Schlittelequipment, Handschuhe) zusammen, verpackten alles zusammen mit unserem Proviant im Rucksack und stiegen mit acht anderen in den Minivan.
Wir fuhren zum Fusse des Vulkans bis zur Talstation des kleinen Skigebietes mit drei uralten Sesselliften. Die Sonne ging langsam auf und es versprach ein prächtiger Tag mit viel Sonne und angenehm warmen Temperaturen zu werden. Der erste Teil der Tour bis zum mittleren Sessellift dauerte 20 Minuten. Wir gönnten ihn uns für CLP 10’000, um uns eine Stunde Aufstieg und somit Energie zu sparen. Es wurde uns ein kurzer Augenblick gegönnt, um die Morgenstimmung zu geniessen.
Danach ging es etwa 50 Minuten zu Fuss weiter über die Capilita, dem Überbleibsel der Skistation aus den 70er Jahren, die beim damaligen Vulkanausbruch zerstört wurde. An unserem ersten Halt süggelten wir ein Stückchen Schokolade, schnabuleugten eine Banane und genossen die traumhafte Aussicht.
Es dauerte weitere 45 Minuten bis wir den Fuss des Gletschers erreichten, wo wir unsere Batterien mit einem Stück Brot und einem Redli Salami aufluden und uns die Steigeisen um die Schuhe schnallten. Es gab eine kleine Einführung im Umgang mit selbigen, sowie für das Handling des Eispickel, auch im Falle eines Sturzes.
Und schon stiegen wir im Zick-Zack den Gletscher hoch. Dieses Stück auf dem Eis dauerte mit einer kurzen Trinkpause etwas mehr als eine Stunde, kam uns aber viel kürzer vor. Bevor es dann endlich zum rauchenden Krater hoch ging, legten wir nochmals eine kurze Verpflegungspause ein. Wir entledigten uns der Steigeisen und hängten uns die Gasmasken (für den Fall, dass der Wind drehen würde) um den Hals.
Die letzten gut 20 Minuten zum Krater kraxelten wir ohne unsere Rucksäcke über Vulkangestein und
glitzerndes Lava-Geröll. Vom Gipfel auf 2’847 m.ü.M. hat man bei solch strahlendem Wetter, wie wir es erleben durften, eine unglaublich schöne Aussicht auf die weiteren Vulkane und Seen der
Umgebung. Beeindruckend sind auch die Furchen der Lavaströme des letzten Ausbruches im 2015, die aussehen wie Flüsse die sich ins und durch das Tal schlängeln.
Die Gipfelzeit auf dem Vulkan Villarica - einem der aktivsten Vulkane Chiles - ist aus Sicherheitsgründen vom Gobierno auf total 20 Minuten pro Gruppe beschränkt. Davon durften wir knapp zehn am Krater verbringen. Gespannt bestaunten und beobachteten wir, wie es aus dem tiefen Loch im Krater des Rucca Pillan (Teufelshorn) - wie ihn die Mapuche nennen - faukte. Wir hofften, etwas Lava zu erspähen, hatten jedoch diesbezüglich kein Glück.
Zufrieden über das Gesehene und Geleistete machten wir uns an den Abstieg. Wir sammelten unsere Rucksäcke ein und zogen uns fürs Schlitteln an. Ja, richtig gelesen: Schlitteln. Auf dem östlicheren Teil des Gletschers kann man auf dem Plastik-Teller-Schlitten und den Hosenboden-Windeln - dafür gab es extra Schlittel-Dipers - nach unten sausen. Zum Bremsen verwendeten wir unsere Eispickel. Was für ein Spass!
Leider war der Gletscher irgendwann zu Ende und wir mussten den restlichen Weg zu Fuss hinunter, was aber einfacher war als zunächst gedacht, denn der Weg hinunter besteht aus feinerem Lava-Sand. Durch das Einsinken bei jedem Schritt kamen wir völlig gelenkschonend nach total zwei Stunden unten an. Ach ja, der Sessellift kann für den Abstieg nicht benutzt werden - ist aber so nicht tragisch.
Müde und glücklich kamen wir zurück in Pucon bei Summit Chile an, wo wir mit ein paar frischen Erdbeeren und einem kühlen Bier überrascht wurden.
Wir hatten noch nicht genug Belohnung und machten uns nach dem kurzen Einkaufsstopp auf den Weg zu den Termas Los Pozones - eine von etwa 25 Termen der Umgebung (http://www.patagoniatermal.cl/terma/termas-los-pozones/). Diese Therme ist in einer etwas natürlicheren Form angelegt worden und nicht ganz so touristisch. Ruhezonen und zusätzliche Angebote wie Massage gibt es nicht. Um die fünf Pools von 35 bis 45 Grad, wunderschön eingebettet in die Natur, während drei Stunden benutzen zu können, bezahlten wir gerne die CLP 8’000 pro Person. Nach zwei Stunden waren wir lind und aufgeweicht. Andreas hätte eigentlich im Pool Nr. 2 El Pudú einschlafen und übernachten können, so müde war er vom Tag.
Sauber und aufgewärmt machten wir uns auf den Weg zur Laguna Llancalil, eine Empfehlung für Wild Camping von Susan von Summit Chile. Die holprige Strasse war wieder einmal eine Wicki-Challenge, welche er jedoch gut meisterte. Da weit und breit niemand zu sehen war, öffneten wir vorsichtig und langsam das mit einem Seil zusammengebundene Gatter bei der Einfahrt zur Lagune. In diesem Moment kam auf der anderen Seite Joselita angerannt, die Inhaberin des Camping Platzes. Da nichts angeschrieben ist, war sie uns nicht böse. Im Gegenteil, sie sehr freute sich über unseren Besuch, erklärte uns alles und sammelte Holz für Andreas‘ weitere Grillsession - alles bei den CLP 6‘000 p.P. inbegriffen. Wir waren ganz alleine an diesem idyllischen Örtchen.
Kurz nach dem Essen und ohne Kaffee und für einmal ohne Abzuwaschen - wir waren viel zu müde -
kuschelten wir uns in unsere Schlafsäcke und lauschten dem leisen Zwitschern der Vögel und Quaken der Fröscheund. Der Fuchs, der da „umengeht“, haben wir nicht gesehen.
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