Tag 9 - La Ascensión - Valle Chacobuco (216 km)
Heute zäuselten wir bereits wieder einmal in den frühen Morgenstunden. Genau - das Brot musste getoastet werden.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf nach Chile. Wir folgten der Ruta 43 bis Los Antiguos, tankten noch einmal voll - immerhin 7,7L und überquerten beim Paso Fronterizo Rio Jeinimeni die Grenze. Auf der argentinischen Seite ging alles Flott, in Chile mussten wir jedoch unsere DREI chilenischen Kartoffeln sowie den Knoblauch und auch Prisca’s Wanderstecken abgeben. Bei Früchten und Gemüse sind die Chilenen also super streng.
In Chile Chico, dem ersten Dorf nach der Grenze, deckten wir uns in den beiden Supermärkten mit neuen Vorräten ein, auch Kartoffeln und Knoblauch waren dabei und rollten weiter auf der 265-CH in Richtung Puerto Guadal. Die Strasse, wenn man das überhaupt Strasse nennen kann - wir würden dies eher mit einer holprigen Achterbahn vergleichen - bestand aus Schotter, Löchern sowie zahlreichen Auf und Ab‘s. Und das für mehr als 100 km! So schön die Strecke dem See entlang und der Berge auf der anderen Seite auch war, für uns und Wicki aka Holper- oder Hüpfbus war es eine Tortour. Wie ratterten und knatterten oft nur mir 20 bis 30 km/h durch die Gegend.
Nach einer Salami-de-Abuelo-mit-Reiswaffeln-Pause holperten wir weiter bis nach Puerto Guadal, wo wir Wicki wieder mal auftankten und uns entschlossen noch ein weiteres Stück zu fahren. Schon bald befanden wir uns auf der Caretera Austral (Ruta 7) - auch dies war eine Schotterpiste!
Wir holperten also noch weitere 72 Kilometer vorbei an wunderschönen Seen, unter anderem dem Lago Bertrand, und weiter entlang dem faszinierend blau-türkis schimmernden Rio Baker. Dies schien uns wie eine Art Entschädigung für das Gerüttel und Geschüttel der letzten Stunden. Wir verliessen schliesslich die Caretera Austral und bogen links in die X-83 in den Parque Patagonia, durch die Puerta Valle Chacobuco, ein. Das ist definitiv Guanacoland - so viele hatten wir zuvor nicht gesehen.
Das Büro des Visitor Centers war bereits geschlossen, als wir um 18 Uhr angekommen waren. Somit informierten wir uns im Restaurant und erfuhren, dass wir auf dem Campingplatz Los West Winds (http://www.parquepatagonia.org/sp/campground_west_winds.htm) unseren Wicki parkieren und übernachten dürften. Kosten: CLP 8‘000 pro Person, was uns für den Park sowie die in Aussicht gestellten warmen Duschen in Ordnung schien. So bezahlten wir und fuhren noch die letzten zwei Kilometer zu unserem Nachtlager.
Los West Winds ist ein grosser und ausserordentlich gut gepflegter Campingplatz. Die Autos müssen etwas ausserhalb von der Anlage abgestellt werden, so mussten wir jeweils zu Fuss etwa 200 m zu den Toiletten/Duschen gehen. Wir bauten Wicki um für das Abendessen, denn es war viel zu kalt und zu windig, um draussen zu sitzen und wir hatten ja ein besonderes Menu auf der Speisekarte: Fondue Chinoise! Dieses war übrigens muy lecker!
Wir packten uns warm ein und kuschelten uns in die Schlafsäcke. Unsere nächtliche Ruhe wurde nur einmal gestört, als irgend ein Tier an unserem Auto herumkratzte - und das ziemlich lange. Vermutlich hatte es das Chinoise gerochen oder die Suppe, die wir aufbewahrten. Wir rätselten, ob es Fuchs, ein Stinktier oder gar der Puma war, der sich da draussen zu schaffen machte, und schliefen irgendwann wieder ein.
Tag 10 - Valle Chacobuco, Parque Patagonia (0km)
Wir gönnten Wicki und unseren Füddlis einen Tag Holperpause und wanderten gleich nach dem Frühstück von unserem Rastplatz aus los. Wir hatten uns für die 19,5 km lange Rundwanderung Lagunas Atlas/La Vega (http://www.patagoniapark.org/download/Lagunas_Altas_Loop_Trail.pdf) entschieden. Ja, ihr habt richtig gelesen: hier gibt es Rundwanderungen!
Das zweite Schild auf dem Weg hatten wir für den Fall der Fälle gut studiert und marschierten nach ein paar Trockenübungen weiter.
Die ersten 7,5 km - in unserem Fall 2,5 Stunden - ging es nur bergauf, denn es galt die 800 Höhenmeter zu überwinden. Ab und an begegneten uns ein paar Guanacos oder es flogen kreischende grüne Papageienvögel an uns vorbei. Sonne und Nieselregen und teilweise etwas Schnee wechselten sich ab. Bei Km 6 gab es dann einen Müesliriegel, damit wir den letzten steilen Sauhund überwinden konnten!
Die Schönheit und die fast schon märchenhaften Farben der ersten Lagune verzauberten uns. Schnell war klar, das wir hier unseren ersten Sandwich-Halt machen würden.
Danach führte der Weg ein Stück entlang einer Krete und führte uns danach zu einem Hochplateau mit vielen weiteren kleinen Lagunen und schönen Wäldern, in welchen sich langsam der Herbst mit seinen Farben breit machte.
Plötzlich entdeckten wir dann im Sand die Spuren eines Pumas...
...aber weit und breit war keiner zu sehen. Der Weg ging jetzt nur noch gerade aus oder bergab und wir waren froh darüber. Auf der letzten Passage posierten dann auch noch ein paar Guanacos für uns - fast ein bisschen kitschig!
Zurück im Camping West Winds zeigte die App dann 21,5 km an. Zufrieden mit unserer Leistung spazierten wir gemütlich zu den Baños und freuten uns auf die Dusche. Ob das Wasser wohl wie angekündigt warm sein würde? Mhmmm, na ja, lauwarm! Aber besser als kalt, und die letzte Dusche war definitiv ein Weilchen her. Blitz sauber und gut duftend inkl. Haare machten wir uns ans Après Wandern; Weisswein, Salami und Nüssli. Danach machte Prisca ein Nickerchen und Andreas begann die Videos der letzten zehn Tage zusammenzuschneiden.
Zum Abendessen wärmten wir die Fleischbrühe vom Vorabend, ergänzten diese mit der zweiten Pouletbrust und Reisnudeln und fertig war die Fidelisuppe. Geschlafen haben wir diese Nacht ohne Ruhestörung und wärmer war es auch.
Tag 11 - Valle Chacobuco - Cerro Castillo (242 km)
Andreas startete den Tag mir der Sichtung zweier Stinktiere beim Gang zur Morgentoilette. Und eines zeigte sich dann später nochmals, als wir die Zähne putzten. Für ein Foto waren wir jedoch zu langsam.
Unser Wärli zusammen gepackt und alles in Wicki entklappert, machten wir uns auf den Weg. Am letzten Abend sowie auch am Morgen wollte niemand mehr Geld für die zweite Übernachtung von uns haben - und so akzeptierten wir dieses Geschenk und fuhren dem Regenbogen, welcher sich am Horizont ausgangs des Parkes am Himmel zeigte, entgegen.
Wir grüssten die letzten Guanacos am Wegrand und holperten zurück entlang des Rio Bakers. Bei der Confluencia Rio Baker/Rio Neff - wo die beiden Flüsse zusammen kommen - stoppten wir, um dieses Naturschauspiel aus der Nähe zu betrachten.
Zurück im Auto, fing es draussen an zu regnen und die Strassen wurden zunehmend schlechter. Wir fuhren teilweise im Schritttempo, sogar die Velofahrer waren zeitweise schneller als wir. Die Strasse von Puerto Bertrand bis nach Puerto Tranquillo ist gemäss Zitat Andreas, die gröscht h...e v..f...i v..d....i Dräks-Strass!!! Zum Glück gab es zwischendurch immer wieder einmal ein gutes Fotosujet.
Wir verpflegten uns während des Fahrens und freuten uns jedes Mal riesig, wenn wir mit 40 km/h oder mehr fahren konnten. Denn leider war auch die Strasse nach Puerto Tranquillo, wo wir nur hielten um zu Tanken, nicht viel besser. Vor uns lagen aber noch weitere 121 km Rumpeldipumpel! Wir fuhren abwechselnd auf der rechten und linken Strassenseite um mit nur mässigem Erfolg den Löchern auszuweichen.
Es wurde nun immer grüner um uns herum, was eigentlich ganz hübsch war. Der Regen hielt ebenfalls an, als wir auf der Suche nach dem perfekten Ort für einen Kaffee irgendwo im Nirgendwo namensValle Rio Murta halt machten.
Wir knatterten weiter und sahen immer wieder mal Lastwagen die noch mehr Schotter, Kies und Geröll brachten und Bagger, die selbiges willkürlich auf der ohnehin schon schlechten Strasse verteilten. Als wir schon nicht mehr daran glaubten, dass es in Chile befestigte Strassen gibt, geschweige denn Beton jemals hier angekommen war, befanden wir uns rund 20 km vor Villa Cerro Castillo auf einmal auf einer zivilisierten Strasse. Yes!!!
Wir kochten gemütlich im warmen Refugio unseren Risotto mit Wurst (eine Art Saucison) und dazu gab es natürlich ein Gläschen Rotwein. Am nächsten Tag kochten auch die Betreiber selbst Risotto mit etwas Rahm und Käse, da ihnen unserer so gut geschmeckt und Prisca ihnen das Rezept verraten hatte.
Geschlafen haben wir im strömenden Regen im Wickibus.
Tag 12 - Cerro Castillo (0 km)
Zu diesem Tag gibt es nicht all zuviel zu schreiben. Es regnete fast den ganzen Tag. Wir machten es uns abwechslungsweise im Refugio und Büssli gemütlich, versuchten das eine oder andere Bild in der Cloud zu speichern und feilten etwas an den Details unserer Reise. Am Nachmittag zeigte sich das Wetter doch noch freundlicher, so dass wir schliesslich noch ein bisschen Raus konnten. Wir spazierten durch das Dorf, kauften ein und wollten uns bei der Touristen Info über das Trekking zum Mirador Laguna Cerro Castillo erkundigen - diese war jedoch geschlossen. Somit gingen wir zu Fuss zum Parkeingang - welcher ebenfalls geschlossen war. Die notwenigen Informationen, wie Eintrittspreis und Öffnungszeiten der Trails waren jedoch angeschrieben.
Die Sonnenstrahlen hielten an und wir machten uns auf, noch eine kleine Runde ausserhalb des Dorfes zu machen - maps.me machte dies möglich. Die eingezeichneten Wanderwege führten jedoch über private und eingezäunte Grundstücke. Also eigentlich ist ja in Chile und Argentinien alles eingezäunt.
Auf unserem Weg fragten wir deshalb Juan, der wohnt im blauen Haus, ob wir diese Wege gehen dürften. Er meinte, dies sei kein Problem. So kletterten wir über den Zaun und gingen kreuz und quer über die Wiesen und Hügel. Hie und da hüpfte ein Hase davon und Prisca sammelte stachelpicksi Dinger mit ihrem Hosen und Socken (Autsch!).
So ergaben sich an diesem Tag doch noch 9 km zu Fuss und wir hatten uns die Suppe verdient. Weiter lernten wir an diesem Abend im Refugio ein aufgestelltes lesbisches chilenisches Paar kennen, die gerade Glühwein - Navegado - kochten und uns ein paar Tassen anboten. So waren wir Anfangs März auf einmal in Weihnachtsstimmung! Wir nahmen dieses wohlig warme Gefühl mit ins Bett - genau das richtige, denn es sollte eine sehr kalte Nacht werden mit Temperaturen unter Null.
Tag 13 - Mirador Laguna Cerro Castillo - Las Torres del Simpson (144 km)
Die Sonne strahlte schon am Morgen früh und beleuchtete den Cerro Castillo. Für uns hiess dies, dass wir die Wanderung zum Mirador Laguna Cerro Castillo machen konnten. Wir beeilten uns mit dem Frühstück und marschierten zügig los zum Parkeingang.
Nach den üblichen Formalitäten, Registrieren und Bezahlen wanderten wir los - 7,5 km und etwa 1’000 Höhenmeter. Der Weg ist gut ausgebaut und signalisiert. Zuerst führt dieser durch Wald und danach entlang des Berges, mit einer wunderschönen Aussicht auf das Tal.
Die letzten 3 km wurden dann sehr steil und mehrheitlich Schotter, aber gut begehbar. Der Boden war teilweise noch gefroren! Nach 2 1/2 Stunden waren wir oben und wurden wiederum mit einen atemberaubenden Kulisse belohnt.
Wir schnabulierten unsere Sandwiches mit heissem Tee, welcher in der eisigen Kälte sehr gut tat. Auf den Gipfelwein verzichteten wir, da wir am selbigen Tag auch noch ein Stückchen weiter fahren wollten.
Nach der halbstündigen Pause beschlossen wir leicht frösteln, den Abstieg in Angriff zu nehmen. Dieser ging trotz der vielen entgegenkommenden Leute etwas schneller als der Aufstieg. Wir nahmen uns Zeit für ein paar letzte Fotos, beobachteten Vögel, und gingen noch den kleinen Umweg zum Wasserfall des Arroyo El Bosque.
Zurück im Refugio nutzten wir die warmen Duschen, wärmten unsere restliche Suppe und machten uns und Wicki reisefertig. Um 16.30 Uhr düsten wir los auf der befestigten Strasse der Ruta 7 in Richtung Coyhaique. Noch ein letzter Blick zurück auf den Cerro Castillo...
Wir genossen es, auf einer richtigen Strasse und für einmal mit mehr als 40 km/h zu fahren und zudem war auch die Umgebung wunderschön. In Coyhaique - der Hauptstadt von Patagonien - nutzten wir die Gelegenheit, unsere Vorräte beim Einkauf in einem riesigen Supermercado auzufüllen - eine Stunde anstehen an der Kasse inkludiert! Yupiiiiii!!! Danach noch schnell zum Bacomat. Diese sind uns in Chile besser gesinnt als in Argentinien und zur Tankstelle.
Eigentlich wollten wir bis nach Villa Mañhuales, doch uns gefiel die Gegend im Valle Rio Simpson so gut, dass wir hier nach einem Rastplatz suchten und es war auch schon wieder 21.00 Uhr. iOverlander führte uns zu Nacho und Sandra auf dem Camping Las Torres del Simpson. Kosten CLP 6‘000 p.P.
Die beiden sind super lieb und mega gastfreundlich. Während wir kochten, musizierten die sie in dem riesigen Refugio mit der Feuerstelle in der Mitte. Wir wärmten uns noch kurz etwas auf und huschten durch die eisige Kälte in unseren Bus. So schnell waren wir noch nie im Schlafsack gewesen.
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