Tag 6 - La Leona - Bajo Caracoles (471 km)
Wir erwachten ohne Wecker als uns das Tageslicht an der Nase kitzelte beziehungsweise das Geräusch des Generators vom Hotel hörten. Gemütlich nahmen wir uns Zeit für ein morgendliches Lagerfeuer, um unser hartes Brot zu rösten und Kaffeewasser zu kochen. Bekanntlich ist ja „hartes Brot nicht hart, aber kein Brot ist hart.“
Nach dem Frühstück genossen wir die warme Dusche und machten Wicki fahrbereit. Bevor es losging, setzten wir uns ins Restaurant und lasen unsere Whats apps und anderen Nachrichten der letzten Tage. Und da das Wifi so unverschämt gut war, luden wir sogleich noch alles auf den Blog, was wir auf der Fahrt geschrieben und im Torres del Paine fotografiert hatten. Natürlich mussten wir dann auch noch ein Stück vom berühmten Lemon Pie „La Leona“ probieren und unsere Netflix Downloads aufstocken.
Nach dem Zähneputzen ging es dann um 13.15 Uhr endlich los. Das erste Ziel war eine Tankstelle in Tres Lagos, da wir schon am Vorabend ausgerechnet hatten, dass das Benzin nicht mehr für die gesamte geplante Etappe ausreichen würde. An dieser Stelle sei gesagt: „Immer tanken, wenn man eine Tankstelle sieht!“
Wir folgten wieder der Routa 40 und wurden am Horizont begleitet von Fitz Roy und Cerro Torre.
Irgendwann war dann fertig mit der geteerten Strasse und es folgten 72 km hollperdipolpper auf einer himmeltraurigen Schotterpiste. Zum Glück gab immer noch viele Tiere rechts und links sowie ein etwas verwirrtes Gürteltier auf der Strasse - ein neues Tier!
Im nächsten grösseren Ort Gobernador Gregores fanden wir dann die nächste Tankstelle (YPF). Da diese gerade aufgefüllt wurde und schon einige Autos Schlange standen, drehten wir unseren Plan um und fuhren zuerst zum Bancomaten. Denn aus unseren Pesos wurden auch nach mehrmaligem Zählen nicht mehr. Leider wollte uns keiner der Automaten - aber auch keinem anderen Ausländer - Geld geben. Tja, wir versuchten unser Glück beim Einkaufen im La Anonima (unser Lieblingsladen). Und siehe da: es funktionierte heute zur Abwechslung mit der Maestrokarte gleich an der ersten Kasse!!! Zurück zur Tankstelle tankten wir Wicki und den Reservekanister mit 44L für ARS 1’443 voll und fuhren wir weiter in Richtung Perito Moreno / Los Antiguoas. Das Benzin war hier massiv günstiger und wir konnten mit Karte zahlen.
Für eine kurze Zeit wechselte die Landschaft von der patagonischen Steppe in eine grüne Oase und danach wurde es wieder braun neben den endlosen geraden Strassen.
Es wurde langsam Abend und wir müde von der anstrengenden Fahrt. Wir entschlossen uns, einen Rastplatz zu suchen. Dafür nutzten wir einmal mehr die App iOverlander, welche uns zum Free Camping Juan Carlos in Bajo Caracoles, 130 km vor Perito Moreno, führte. Es waren auch schon andere Overlander da, sogar ein Wicked Auto. Juan Carlos begrüsste uns mit ein paar halblustigen Spässen und wir richteten uns ein. Zum Abendessen bereiteten wir Rübli- und Gurkensalat (Prisca ist nun auch ein Sparschäler) zu, wärmten unseren restlichen Risotto auf und genossen das vorzügliche Fleisch vom Vortag als Roastbeef.
Danach bauten wir Wicki um zum Pfusbus und nisteten uns ein.
Tag 7 - Bajo Caracoles - La Ascensión (182km)
Cuevo de las Manos
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Kaffee, frischem Rahmbirchermüsli (besser als vom Beck Hotz), Salami und Brot machten wir uns bereit für die nächste Etappe.
Wir verkauften dem Tschechen mit Motorrad nebenan noch 5L Benzin aus unserem Reservekanister, da die Tankstelle im Ort kein Benzin hatte. Bei uns war der Tank eh noch halb voll und mit dem restlichen Benzin im Kanister reichte dies alleweil bis Perito Moreno. Zudem gab es etwas Bargeld für uns. Wir überbrachten Juan Carlos noch ARS 100 für die Übernachtung und Benutzung der Toilette - er betreibt den kleinen Camping ja aus Spass an der Freude und für etwas Trinkgeld.
On the Road again... ausgeschlafen gefiel uns an diesem Morgen die patagonische Steppe wieder viel besser als noch am Vorabend und wir freuten uns über jedes Guanaco und jeden Ñandú am Strassenrand. Und am Horizont blitzten immer wieder die hohen schneebedeckten Gipfel der Cordillera Patagonica auf.
Nach einer etwas löchrigen Strasse, mit wiederum viel Wildgetier links und rechts, fuhren wir an einer kleinen Lagune mit einem wunderschönen Flamingo vorbei.
Auf dem Weg nach Perito Moreno und dem eigentlichen Ziel die Grenze in Los Antiguos nach Chile Chico zu überqueren, entschieden wir uns spontan noch etwas anderes zu tun als nur Auto zu fahren.
Die Cueva de las Manos war unser neues Ziel (http://www.cuevadelasmanos.org/index.html). Wir hatten zuvor gelesen, dass es einen Weg über eine Hosteria und zu Fuss durch einen Canyon gibt. So bogen wir nach 60 km von den Ruta 40 auf eine kleine Kiesstrasse ab und passierten das Tor zum Parque Patagonia, Portal Cañodón del Rio Pinturas. Eine Hosteria gab es nicht mehr, aber im neu umgebauten Refugio wurden wir herzlich empfangen. Dieses wird von der Fundación Flora y Fauna Argentina (http://www.florayfaunaargentina.org/) betrieben und sollte am nächsten Tag eröffnet werden. Die renovierte Unterkunft verfügt nun über zwei Dormitorios mit insgesamt elf Betten. Die Übernachtung sowie die Benutzung der Toiletten und der Küche sind komplett gratis. Wir konnten dies zuerst nicht glauben. In Argentinien ist sonst nichts umsonst - ausser der Freundlichkeit der Menschen. Zur Cueva bzw. zum Canyon sind es vom Refugio aus noch 18 km. Den Weg durch den Cañodón darf man nur mit einem Guide gehen - aber auch der ist kostenlos! So nahm uns Mathi im 4x4 der Fundación mit und Wicki konnte pausieren - den Weg hätte er vermutlich auch nicht geschafft.
Eine gute halbe Stunde später kamen wir beim Canyon an und waren sofort geflasht! Den steilen Weg hinunter zum Río Pintura und auf der anderen Seite wieder hoch zur Rezeption der Cueva meisterten wir in rund 45 Minuten.
Die Führung durch die Cueva de las Manos begann auch schon kurze Zeit später und dauerte mit allen Stopps und Erklärungen gegen 75 Minuten. Wir bestaunten die teilweise 9’000 Jahre alten Höhlenmalereien, welche zum UNESCO Weltkulturerbe gehören, und waren nach wie vor beeindruckt von den Felswänden um uns herum.
Der Weg durch den Canyon zurück war etwas strenger als der Hinweg, jedoch kamen wir dank leichtem Nieselregen und etwas Wind nicht allzu sehr ins Schwitzen.
Zurück im Refugio wollten sie nicht einmal ein Trinkgeld von uns annehmen. Ausserdem wurden wir noch mit Empfehlungen für eine weitere kurze Wanderung zur Tierra de Colores sowie zum anderen Park La Ascensión, der ebenfalls von der Fundacion betrieben wird, versorgt. Wir bedankten und verabschiedeten uns.
Auf der Weg zur Ausfahrt stoppten wir, wie empfohlen, beim Sendero de Tierra de Colores und stapften bei leichtem Regen die 30 Minuten zur den wunderprächtigen farbigen Erdhügeln. So etwas haben wir beide noch nie gesehen.
Leicht durchnässt traten wir die Weiterfahrt nach Perito Moreno an, wiederum mit dem Ziel zu tanken und an irgendeinem Geldautomaten noch ein paar Pesos zu beziehen. Auf der Fahrt entschieden wir uns die Nacht in La Ascensión am Lago Buenos Aires zu verbringen und dort noch ein paar kleinere Wanderungen zu machen. Da wir bereits wussten, dass es da auch Feuerstellen gibt, war das nächste Ziel, ein Stück Fleisch zu kaufen. Es klappte alles wir am Schnürchen: bereits die zweite Tankstelle hatte Benzin, im La Anonima konnte Prisca problemlos mit Karte bezahlen und schon der dritte Bancomat (Banco National - auf Empfehlung der netten Frauen an der Kasse beim Einkaufen) spuckte die lang ersehnten Pesos aus. Jackpot!
Alles erledigt fuhren wir weiter und erblickten schon bald den Lago Buenos Aires in der Abendsonne. Was für ein herrlicher Anblick. Kurze Zeit später erreichten wir den Park, gerade noch rechtzeitig zum Registrieren. Die Administration schliesst um 20.00 Uhr. La Ascención ist eine schöne alte ehemalige Estancia, welche nun ebenfalls zum Parque Patagonia gehört und durch die selbe gemeinnützige Stiftung betrieben wird. Das heisst, auch hier ist alles gratis! WC, Feuerstellen und unzählige Campingplätze fünf Minuten vom See entfernt. Nach kurzer Erklärung rollten wir zu unserem Nachtlager mit eigener Parilla.
Prisca sammelte Holz und Andreas fing an zu zündeln; das Ergebnis war ein mega feines Stück Fleisch sowie Grillgemüse und dazu noch etwas Kartoffelstock. Noch ein bisschen Sterne geguckt und ab ins Bett.
Tag 8 - Parque Patagonia La Ascensión (15 km)
Nach dem Aufstehen und Frühstücken hatten wir uns entschieden, noch einen Tag hier im Park zu verbringen. Wir fuhren mit unserem Wicki knapp 6 km zum Puesto Cisne hoch. Da gibt es auch ein kleines Refugio sowie einen Zeltplatz. Wunderschön gelegen, mit Trinkwasser, Feuerstelle im Haus und zum Schlafen im Trockenen kann man mit Schlafmatten und -sack drinnen übernachten.
Wir parkierten und wanderten los zum Cerro de Calle, einem Hügelzug mit beindruckender Struktur der Felsen. Das Gestein ist sehr brüchig und wurde bei der Entstehung so gebogen, dass es teilweise wie Holz gebogenes Holz eines Schiffrumpfes erscheint.
Im Anschluss ging es weiter zur Laguna Coa, einem künstlich angelegten kleinen Seelein.
Unterwegs haben wir ein paar Guanacos und verschiedene Tierspuren, sowie hie und da ein Gerippe am Wegrand gesehen.
Die ganze Wanderung hin und zurück dauerte um die vier Stunden, inklusive Tee- und Krackerpause. Der Weg war nicht ganz ohne, denn durch die Esteppa spazierte es sich wegen dem tiefen und sandigen Untergrund nicht einfach - es fühlte sich an wie stundenlang am Strand und Dünen entlang und hoch- und runter zu wandern.
Zurück auf der alten Estancia nahmen wir an den Festivitäten teil, belohnten uns mit Cerveza Artesanal (https://www.vielgluck.com.ar/nuestras-cervezas/) und ein paar Empanadas und schwangen noch kurz das Tanzbein.
Danach fuhren wir zurück zum Platz vom Vorabend und parkierten Wicki in optimaler Koch- und Schlafposition und geschützt vom Wind. Wir hockten uns gemütlich davor, genossen den kühlen Weisswein mit ein paar Nüssli und schnippelten das Gemüse für unsere Pasta Sauce.
Nach dem Essen machten wir noch einen kurzen Spaziergang zum Lago hinunter und zum Miradór. Der Weg führte wiederum durch den Sand und wir sahen noch viel mehr Gerippe - vielleicht war Tag der Gerippe?!
Als wir zurück kamen, hatten die französischen Proficamer neben uns ihr Nachtlager inklusive einer faltbaren Düsche aufgestellt. Wir konnten da natürlich nicht mithalten und mussten lachen.
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