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El Chaltén

Hier geht es zum Video mit den eindrücklichsten Momenten.

Von El Bolsón nach El Chaltén mit der Busgesellschaft Marga dauerte die Reise ganze 24 Stunden und kostete ARS 4‘400 für eine Cama (Liegesitz) pro Person. Die 300 Pesos mehr für einen breiteren Sitz und etwas mehr Platz waren es uns Wert. Die Zeit verging relativ schnell. Die Landschaft durch das Fenster betrachtet, ist wie eine National Geographic Dokumentation über Patagonien und wir haben natürlich auch ein paar Guanacos (vergleichbar mit Lamas), diverse Vögel, Choique (Straussenvogel, eigentlich Ñandú Petise oder Ñandú Darwin; http://www.waza.org/es/zoo/visitar-el-zoologico/avestruces-y-familiares/rhea-pennata) und sogar ein Fuchs gesehen. Dazwischen gab es selbst gemachte Sandwiches und etwas Netflix. In Perito Moreno, kurz vor Mitternacht, als wir uns gerade so richtig in unsere Adoptiv-Decke eingenistet hatten, musste alle den Bus für unos quince minutos - also rund vierzig Minuten - verlassen. Die Chauffeure mussten mal kurz auftanken.

Ab 07.30 Uhr bestaunten wir wiederum die Flora und Fauna Patagoniens und kamen kurz vor 14.00 Uhr in El Chaltén an. Am Tourismus Schalter holten wir uns eine Wanderkarte und ein paar Tipps sowie Informationen zum Wetter für die nächsten Tage. Dieses kann hier rasant wechseln. So begann es auch gleich zu regnen und es war vorbei mit den heissen Temperaturen der Vortage.

Wir machten uns zu Fuss auf zu unserem Hostel Pioneros del Valle. El Chaltén ist nicht allzu gross und trotzdem ist es La Capital del Trekking. Einmal angekommen, eingepufft und geduscht, schlenderten wir zum Supermercado und kauften das wichtigste für das Abendessen und Frühstück ein. Da das Wetter sehr ungemütlich war, Regen und heftigen Wind, beschlossen wir, es uns mit der Flasche Rotwein gemütlich zu machen. Da unser Hostel sehr gross ist und wir uns im Trekking Mekka befinden, war es entsprechend voll mit jungen und aufgestellten Menschen und laut - ungewohnt nach den letzten Tagen.


Am nächsten Morgen stimmte leider die Wettervorhersage. Es war kalt und es blies ein zünftiger Wind und immer wieder regnete es. So beschlossen wir, „nur“ eine kleine Aufwärmrunde für die kommenden Tage zu drehen; die beiden Miradores Aquila y Condores am Eingang des Dorfes und der Wasserfall Chorillo de Salto etwa 3 km ausserhalb der anderen Seite von El Chaltén. Auf dem Rückweg staunten wir ob Herr und Frau Specht. Denn Frau Specht hackte und pickte wie verrückt auf einem Baum die Rinde weg, dass die Späne flogen. Herr Specht hüpfte derweil von einem Baum zum anderen und zwitscherte seinem Weibchen zu. Diese Rollenverteilung gab unter den anwesenden Wanderern zu interessanten Diskussionen Anlass. Dieser Specht heisst auf Deutsch „Magellanspecht“ und auf Spanisch „carpintero gigante“ (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Magellanspecht). Die Einheimischen nennen ihn auch Pájaro Loco, wegen einem Kinderbuch.

Zurück im Hostel bereiteten wir ein Zvieri-Plätti zu und die Health App von Prisca zeigte dann immerhin 14,8 km und 26’644 Schritte an. Nicht schlecht für den ersten Tag! Etwas später kochten wir noch eine Kleinigkeit und gingen einigermassen früh ins Bett, schliesslich wollten wir zum Fitz Roy am nächsten Tag und das Wetter sollte auch gut sein...

...und so war es! Nach den von Andreas liebevoll gerösteten Haferflöckli und dem Sandwich streichen, wanderten wir um 08.30 Uhr los. Bis zu unserem Ziel Laguna de los Tres am Fusse von Fitz Roy und Co. sind es 10 km und der letzte Kilometer hat es in sich - wie sich Prisca erinnerte. Einfach steil hinauf!

Bereits bei km 4 befindet sich der erste Mirador, von dem aus man Fitz Roy erspäht - Wahnsinn!

Und von da an baumelte uns dieser Berg wie ein Stückchen Wurst am Schnürchen vor der Nase und motivierte uns zum Weitergehen. Vor dem letzten Kilometer und den happigen 400 Höhenmetern stärkten wir uns mit einem Müesliriegel und machten uns an den Aufstieg. Noch eine Stunde! Bereits nach 45 Minuten waren wir oben, und so schlimm wie in Prisca’s Erinnerung war es dann am Schluss nicht - wir sind auch gut in Schuss ;-)

Wir gingen durch den Schnee runter zur Lagune, wo wir unsere Sandwiches assen und den mitgebrachten Kaffee kredenzten. Wir beschlossen, noch etwas die Umgebung und eine weitere Lagune zu erkunden und kraxselten auf einen zusätzlichen Hügel hoch um noch ein Foto aus anderer Perspektive von diesem magischen Berg zu knipsen.

Nach einer guten Stunde Gipfelzeit traten wir die Rückkehr an. Den steilen Abstieg meisterten wir im Nu und zogen noch den kleinen Schlenker zur Laguna Capri.

Glücklich und strahlend wie Honigkuchenpferde erreichten wir um 17.00 Uhr das Dorf und gönnten uns einen Espresso bevor wir zum Après Wandern in der La Vinera übergingen. Bereits auf dem Weg nach unten malten wir uns aus, was wir zu Abend kochen wollten: Kartoffelstock mit Rindfleischwürfel Stroganoff. So tappten wir - etwas angesüselt von der Vinera - zum Supermercado und zum Bäcker. Zurück im Hostel wurden in der Küche beim gemeinsamen Kochen noch fleissig Wandererlebnisse mit anderen Backpackern ausgetauscht. Und kurze Zeit später sanken wir nach dem ausserordentlich ausgezeichnet vorzüglichen Essen todmüde in unsere Betten.

Für den nächsten Morgen stellten wir unsere Wecker bereits auf 05.30 Uhr, denn wir wollten zwischen 06.30 und 07.00 Uhr los, da für den Nachmittag Wolken angesagt waren. Um 06.40 Uhr waren wir abmarschbereit und parat für den Cerro Torre.


Die ersten drei Kilometer sind ein ständiges Auf und Ab. Da kommt man auch in der frühen Morgenkälte zum Schwitzen. Bereits beim ersten Mirador nach 0,7 km wird man hier dafür mit einem atemberaubenden Blick auf den Cerro Torre inklusive Fitz Roy und in unserem Fall beleuchtet von der Morgensonne belohnt.

Kurz vor km 3 gibt es einen weiteren Aussichtspunkt...

...danach ist der Weg bis zur Laguna del Torre eher flach. Aber Achtung! Mit den vielen Steinen und Wurzeln ist auch dieser nicht immer ganz einfach. Zwischendurch hörten wir das Röhren eines Huemuls (ein Hirsch; https://de.m.wikipedia.org/wiki/Südandenhirsch) - aber gesehen haben wir leider keines.


Nach etwa zweienhalb Stunden und 9 km erreichten wir die Laguna del Torre. Was für ein Anblick! Genüsslich assen wir die ersten Sandwiches und versuchten den Weg zum Mirador Maestri über die Krete des Moränenhügels zu erspähen. Wir waren ja früh dran und konnten somit eine weitere Stunde Weg investieren.

Gestärkt machten wir uns auf und folgten dem schmalen, mit Steinmännchen markierten Trampelpfad bis zu dem Punkt, wo die Überbleibsel einer riesigen Gerölllawine kein Durchkommen mehr zu liess. Nahe zum Gletscher, dessen Gerumpel und Getose sehr eindrücklich war, liessen wir uns auf einem grossen Stein nieder und genossen die warmen Sonnenstahlen.

Der Rückweg mit den noch vom Vortag müden Beinen kam uns lang vor, sehr lang... Als wir um 15.00 Uhr endlich wieder das Dorf erreichten, konnten wir es kaum erwarten, die Wanderschuhe auszuziehen, zu duschen und wir freuten uns auf das Après Wandern. Das hatten wir uns mehr als verdient. So sassen wir kurze Zeit später im Garten der Cervezeria wenige Meter vom Hostel entfernt und frönten dem Bier (Bock aus der hauseigenen Microbrewery) und Mojitos.

Vor dem Schlafengehen kochten wir ein paar aus der Free Food Box zusammengeräuberte Spaghetti mit Auberginen-Tomatensauce und schauten noch etwas Netflix.

Der vierte und letzte Tag stand unter dem Motto Nix-Tun und schon gar nicht wandern. Es gäbe hier noch eine dritte grosse schöne Wanderung, aber unsere Gebeiner sind definitiv zu müde und wir kriegen ja noch weitere Trekking Möglichkeiten in El Calafate, Usuhaia und Chile. Also dann: Ausschlafen, ausgiebig Zmörgelen, Shopping, Ausflug zum Perito Moreno Gletscher in Calafate buchen, Blog schreiben und aktualisieren - sofern das „kack“ Internet hier einmal funktioniert - faulenzen, Wein trinken, einkaufen für Abendessen und das letzte Frühstück, kochen und schlafen...

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