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El Hoyo - Ausspannen im Hostel Luz Clara

Mit dem Via Bariloche Bus düsten wir in ca. zweieinhalb Stunden nach El Bolsón. El Bolsón liegt ja schon etwas abseits und ist überschaubar. Wie sollen wir dann El Hoyo (Ausgesprochen: El Hoscho) beschreiben? Eigentlich ist es eine Ansammlung von Häusern mit einem fast nicht erkennbaren Zentrum. Schnell ist man auf der Ruta 40 durchgefahren und nimmt kaum Notiz davon. Die Siedlungen und Cabañas liegen weit verstreut zwischen Hügeln und vielen tiefblauen Seen verstreut und sind ohne privates Verkehrsmittel nur umständlich zu erreichen. Okay, wenigstens fahren Busse, aber meistens wäre es - wie für uns - von der Ruta 40 oder einer anderen grösseren Strasse - noch ein zünftiger Fussmarsch bis zum Hostel.


Wir wurden bei unserer Ankunft am Busterminal von El Bolsón von Juan mit dem Auto abgeholt. Prisca ging noch die wichtigsten Dinge wie ein paar Chorizos und Gemüse für ein feines Asado einkaufen und Andreas unterstütze das lokale Bankengewerbe. Ein Bancomatbezug kostet hier sage und schreibe ARS 382. Das sind mehr als CHF 10! Und das Maximum für einen Bezug mit Maestro und Kreditkarten beträgt ARS 4’000 pro Bezug - das machte dann so gegen CHF 118. Tageslimite haben wir nicht ausgereizt, die Nerven jedoch schon. Dollar mitnehmen und Wechseln wäre wohl billiger gewesen? Prisca machte ähnlich frustrierende Erfahrungen beim Bezahlen: erst am dritten Terminal hatte es dann im Laden funktioniert. Nie mehr gehen wir in einem Supermarkt von La Anomina einkaufen.


Das Hostel Luz Clara liegt etwa zwanzig Minuten ausserhalb von El Bolsón am Rande von El Hoyo, auch an der Ruta 40. Mitten in der Natur haben Juan und Julie mit Juan‘s Mutter zusammen eine idyllische Oase geschaffen. Drei Schafe, drei Katzen, angrenzendes Weideland mit Kühen, Kälbern und einem riesigen Stier, wilde Hasen, Ibise und viele Bäume mit Hängematten. Die Unterkunft verfügt über drei geteilte Bäder, je eines mit Dusche, Badewanne und ein WC only. Die Küche und der Aufenthaltsbereich sind mit viel Holz und sehr großzügig gestaltet. Und natürlich nicht zu vergessen: die grosse Feuerstelle für das abendliche Grill- und Lagerfeuer.

Am Tag unserer Ankunft taten wir dann ausser Ankommen auch nicht mehr viel sondern chillten in den Hängematten und grillierten.

Juan hatte uns am ersten Tag die Wanderung zur Laguna schmackhaft gemacht. Vier Stunden hochlaufen und drei zurück, und man sollte nicht allzu spät los gehen denn es könnte heiss werden. So stiefelten wir im Besitz der von Juan händisch gezeichneten Karte los, bepackt mit Wasser und Proviant. Der Clou ist, dass die Lagune zwar auf der Satellitenaufnahme von Google Maps zu sehen ist, jedoch sonst weder auf maps.me noch auf der herkömmlichen Google Maps Kartenansicht.

Nach drei Stunden und ziemlich steilen Aufstieg erreichten wir bereits die wunderschöne, tiefblaue Lagune Espejo und sprangen hinein. Es war ja so heiss und das eiskalte Wasser war die perfekte Abkühlung.

Leider hatten wir schon so ziemlich alles Wasser getrunken und mussten nun rationieren. Und es wurde beim Runterlaufen noch heisser, obwohl es schon gegen fünf Uhr nachmittags war. Der Wetterbericht hatte so gegen 35 Grad angekündigt, und diese kriegten wir vor allem im letzten Abstieg voll zu spüren.


Zurück auf der kleinen staubigen Strasse, welche uns zum Hostel zurückführen würde, wären wir  nach zwei Stunden am liebsten in den Bach gelegen, der dahinplätscherte. Wir schleppten uns mit unserem letzten Tropfen Wasser zurück und bestellten ein eiskaltes Bier und schütteten Wasser aus dem Wasserhahn der Küche in uns hinein, was dieser hergab.

Neben uns musste ein Päärchen aus Israel ebenfalls noch Bustickets für die Weiterreise kaufen. Da der Kauf von Bustickets in Argentinien online oder am Telefon schlichtweg ein hoffnungsloses Unterfangen ist, bot uns Julie an, uns alle zum Einkaufen und für einen Abstecher im Reisebüro nach El Bolsón zu fahren. Der Ticketkauf funktionierte einwandfrei, was man vom Bezahlen im Supermarkt (La Anonima) nicht behaupten konnte. Warum es gemäss dem Personal im Laden unser Fehler sein sollte, dass die Maestrokarte im Laden nicht funktionierte, obwohl sie dies im Reisebüro noch tat, verstanden wir nicht. So liessen wir ein Teil unseres Einkaufes (natürlich nicht das Fleisch) zurück und bezahlten den Rest bar. 


An diesem Abend buchten wir auch gleich die Kayak Tour für den nächsten Tag und entschieden uns, noch zwei Nächte zu verlängern, anstatt nach drei Tagen nach Esquel weiterzuziehen. Wir mochten nicht schon wieder packen und und gefiel dieses kleine Paradies so gut!


Punkt 10.30 Uhr wurden wir am dritten Tag von Pedro von Puerto Patriada Kayak an der Satrasse vorne abgeholt. Wir fuhren an den Lago Epuyén, der neben dem Lago Puelo DAS Naherholungsgebiet der Region ist. Einfach mit viel weniger Menschen als der Lago Puelo.

Wir kayakten mit acht Booten los. Eine Stunde bis zum Mittagessen an einem einsamen Strand, etwas mehr als eine Stunde bis zur Pause am Nachmittag an einem noch viel schöneren Strand und dann eineinhalb Stunden wieder zurück zum Puerto Patriada, dem Ausgangspunkt der Tour.

Der almuerzo wurde von den Tourguides auf einem selbstgebauten Rocket Brenner zubereitet. Überhaupt ist das ganze ein kleines Familienunternehmen. Zwei Brüder machen den Guide, hie und da hilft die Schwester mit, die Mutter backt die Brötchen, die Süssigkeiten für den Zvieri am Nachmittag und auch die Konfi dazu und der Vater hat eben den Kocher zusammen geschweisst.

Zurück im Luz Clara wollte Andreas endlich seinen Bart gestutzt haben. „Einmal ist das erste Mal“, dachte sich Prisca, und legte mit Kamm und Schere los. Rund 35 Minuten später war das Werk vollbracht und der Kunde zufrieden. 


Gemütlich bastelten wir nach unserer Rückkehr die Hamburger zusammen, welche Andreas mit vor Freude leuchtenden Augen draussen grillierte. Mit den restlichen Linsen der Israelis kreierte Prisca einen Salat und fertig war das Abendessen.

Nach einem entspannten Vormittag mit Video schneiden und Nichtstun wanderten wir an frühen Nachmittag zum Wasserfall Catarata Corbata Blanca. Diesmal nahmen wir genügend Wasser mit! Auf dem Rückweg fielen uns die vielen Brombeeren entlang staubigen Strasse auf. Kein Wunder machen auch Juan und seine Freundin jeweils eigene Marmelade daraus. Davon gab es jeweils zum Frühstück, zum jeden Tag frisch gebackenen Brot.

So pflückten wir auf dem Heimweg ein Chrättli Brombeeren mit dem schelmischen Plan, einen Blechkuchen zu backen. Und dieser war himmlisch! Mit dem restlichen Mehl gab es dann sozusagen als Zugabe noch ein kleines Zöpfli. Mit dem Gasbackofen war dies alles andere als einfach.

Für einmal kochten wir fleischlos aber nicht reizlos. Aus der Ecke free food nahmen wir etwas Pasta und fertigten diese zusammen mit unserer Kartoffel, Gemüse, Rahm und etwas Muskatnuss zu einem herrlichen Gratin.

Langsam wurde es Zeit, die nächsten Wochen zu planen und wir mussten unbedingt noch Waschen, v.a. die kleine Decke, welche wir am Vortag auf dem Weg zu Lagune gefunden und sofort adoptiert hatten. 


Da wir am 23. Februar in Punta Arenas unseren Camper entgegennehmen würden, mussten wir uns ein erstes Mal mit der Idee für eine Route durch Chile auseinandersetzen. Mit Google Maps, iOverlander, Papier und LonelyPlanet Reiseführer planten wir also unseren vielleicht letzten grossen Abschnitt in Südamerika. Mit dem eher bescheidenen Internet im Hostel war dies nicht gerade einfach, aber wir haben nun einen Plan, wie wir in den 30 Tagen nach Santiago hochfahren wollen. Das wird eine ganz tolle Geschichte, wenn auch es zu einem Wettlauf mit dem einsetzenden Winter werden könnte. Schliesslich ist es hier ja schon Spätsommer - also so etwa anfangs August für uns Europäer. Wir werden sehen...

Am Abend liehen wir uns die Fahrräder vom Hostel und pedalten die 10 Minuten nach El Hoyo zum Supermercado, um noch ein kleines Lomöli für den Grill sowie alles an Proviant für die 22-stündige Busfahrt am nächsten Tag nach El Chaltén einzukaufen.


Ein letztes Mal heizte Andreas draussen die Feuerstelle für das Lomöli ein, dazu gab‘s wie immer ein Glas Wein und Prisca stellte alle Resten und noch etwas Salat als Beilagen zusammen. Die Flasche Wein leerten wir, den packen konnten wir auch am nächsten Tag. Unser Bus fuhr erst um 14.30 Uhr, was uns genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück und das Packen liess.

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