In aller Herrgottsfrühe standen wir auf, um das vorbestellte Uber Taxi um fünf Uhr ja nicht zu verpassen. Uber funktioniert in Panamá wirklich hervorragend. Preislich waren alle unsere Fahrten immer rund halb so teuer wie die offiziellen Taxis, und bis auf den ersten Fahrer, den wir abgewiesen hatten, weil die Angaben zu Nummernschild und Autotyp im Profil des Fahrers nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmten, waren sie alle sehr freundlich, pünktlich, fuhren rücksichtsvoll und vorsichtig.
So fuhren wir für $15 raus zum Flughafen, und erschraken ob der langen Schlange beim Check-In. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir unsere Bordkarten endlich in den Händen hielten, aber wir flogen pünktlich los.
Wie kommt man in Medellín vom Flughafen in die Stadt? Mit Bus und Metro und dann zwanzig Minuten zu Fuss zu unserem Hostel Maloka oder mit einem Taxi. Uber gibt es auch in Kolumbien. Wir wollten damit in die Stadt fahren, die App fand auch zügig einen Fahrer, der unsere Anfrage bestätigte. Als aber eine Polizistin unseren Fahrer nach seinen Papieren fragte und die beiden anfingen zu diskutieren ahnten wir nichts gutes. Schlussendlich stiegen wir aus und nahmen ein offizielles Taxi, denn Uber ist in Kolumbien technisch zwar erlaubt und als solches verfügbar, aber rechtlich aufgrund der Einstufung von Uber als Taxiunternehmung, welches dazu aber nicht über die notwendigen Bewilligungen verfügt, illegal. Taxifahrer, welche Fahrten mit Uber anbieten, müssen aktuell mit dem Entzug der Lizenz von bis zu 25 Jahren rechnen. Auf der Webseite eins Schweizers mit vielen Tipps zu Medellín habe ich einen einseitigen und kontroversen Blogartikel dazu gefunden: https://medellinguru.com/uber-medellin-colombia/. Spannend waren dort vor allem die Kommtare. Die Taxifahrt danach war angenehm und der Chauffeur überliess uns für die Rückfahrt seine Karte mit einem Angebot, uns für COP 60‘000 anstelle der COP 70‘000 zu fahren.
Nach etwas Erholung im Hostel buchten wir die Ausflüge der nächsten Tage. Für den nächsten Tag die FreeWalking Tour im Stadtzentrum sowie wiederum einen Tag später einen Tagesausflug nach Guatapé. Danach machten wir uns auf zum Parque Arví, im Nordosten der Stadt. Eine Fahrt für die Metro in Medellín kostet immer COP 2‘400, ungeachtet der Distanz. COP 3000 entsprechen rund CHF 1. Bezahlt wird am Durchgang zu den Geleisen mit einer Plastikkarte, die an Schaltern mit einem Vielfachen dieses Betrages aufgeladen werden können. Die Metro fährt oberirdisch, die Züge fahren in der Regel alle 5-10 Minuten. Das einzigartige an der Metro in Medellín sind die Abschnitte, auf denen Seilbahnen betrieben werden, um die barrios, welche sich in alle Himmelsrichtungen die Hänge hinaufziehen, an den öffentlichen Verkehr anzubinden.
So fährt auch eine MetroCable hinauf zum Park, für die wir als Touristen ab Santo Domingo nochmals je COP 5‘500 bezahlen mussten. In fünfzehn Minuten gelangten wir so hoch auf 2‘200 Meter über Meer, und nachdem wir den spektakulären Ausblick auf die Stadt hinter uns gelassen hatten, begrüsste uns die Natur im Hinterland Medellíns.
Wir wanderten an diesem Nachmittag so gegen 14 Kilometer im Park herum, einmal mehr konnten wir uns dank maps.me sehr gut im Gelände und den zahlreichen Pfaden orientieren. Alle offiziellen Wanderwege sind mit deren Bezeichnung in maps.me vorhanden. An der Touristeninformation wurde uns davon abgeraten, auf eigene Faust und ohne guía in den Wäldern wandern zu gehen. Wir taten es trotzdem und haben es nicht bereut. Die Wege waren alle in einem sehr guten Zustand.
Den Sonnenuntergang genossen wir von einer Aussichtsterrasse in Santo Domingo, von wo aus wir danach wieder mit der Gondel und Metro ins Zentrum zu unserem Hostel zurückfuhren. Abends gab es im Restaurante Bonhomía in unserem Viertel Poblado ein feines Plättli und eine Pizza para compartir. Den Schlimmi nahmen wir in der Bar vom Hostel...
Wir erfuhren dann erst einen Tag später, dass es einem am frühen Nachmittag durchaus passieren kann, dass man nicht mehr mit der Seilbahn hochfahren kann, wenn zum Beispiel schon zu viele Menschen im Park oben sind und die Kapazität der Bahn dann für den Rücktransport nicht mehr ausreichen würde.
Die Free Walking Tour führte uns zu interessanten Plätzen und Geschichten der statt. Unser Guide - geboren und aufgewachsen in Medellín - erklärte uns auf sehr einfache Art und Weise, wie die Stadt entstanden ist und wie stark die FARC, die Paramilizen, die Armee und die Regierung die Geschichte der Stadt geprägt haben. Die Veränderungen der letzten rund fünfzehn Jahre waren dramatisch und nur deshalb ist es heute möglich, Stadtviertel zu besuchen, die vormals zu den gefährlichsten dieser Welt zählten.
Zum Abschluss der Tour gab unser Guide uns den Tipp, die Comuna 13 unbedingt mit einer geführten Tour zu besuchen. So buchten wir kurzfristig bei einem Bier in einer der ältesten Brauereien/Bar mit vielen anderen zusammen via WhatsApp bei ZippyZappy eine Tour um 14:00 Uhr.
Der erst 19-jährige David Alexander führte uns während beinahe vier Stunden durch eines der bis vor wenigen Jahren gefährlichste Stadtviertel der Welt. Er ist in der Comuna 13 aufgewachsen und hat die Transformation selbst aus nächster Nähe miterlebt. Er erzählte uns, wie er als Schüler jeden Tag die imaginären aber unter Umständen tödlichen Grenzen der verschieden rivalisierenden Banden überqueren musste, um aus seiner Ecke des Barrios zur Schule und zurück zu gelangen.
Zahlreiche baulichen Veränderungen wie zum Beispiel der Bau von elektrischen Rolltreppen aber auch unzählige soziale Projekte haben nach den schweren militärischen Interventionen im Jahr 2012 haben dem Quartier die Voraussetzungen für die positive Entwicklung bis heute beschert. Viele tolle und sensationelle Grafittis verarbeiten die Emotionen der Bewohner, und zeigten uns Besuchern eindrucksvoll auf, was die Bevölkerung für traumatische Momente erlebt hat und wie sie heute unglaublich stolz ist, dass die Menschen nie aufgegeben haben und mit einer positiven und herzlichen Art uns willkommen heissen.
Am Abend trafen wir Edo zum Apéro und auf einen feinen Burger im Restaurante Burdo. Edo kennen wir von der letzten Reise von Prisca und seinem Besuch in der Schweiz. Edo lebt in Chile, wo wir ihn voraussichtlich in Santiago besuchen werden.
Die Tour nach Guatapé startete für uns ohne Frühstück im Hostel, da dies erst ab 7:30 Uhr serviert wird und die Tour aber bereits um diese Zeit startet. So sassen wir zusammen mit vielen verschlafenen Gesichtern, einige davon deutlich gezeichnet von der letzten Nacht, in einem Touristenbus. Wir besuchten zuallererst den grossen, markanten Felsen „Piedra del Peñol“, der mäjestätisch über der schönen Seenlandschaft der „Laguna Guatapé“ thront. Mehr als 740 Stufen führen die 200 Höhenmeter nach oben. Einige der anderen Touristen litten aufgrund er Höhe und der dünnen Luft entweder an Höhenangst oder hatten Mühe beim Atmen. Uns ging es aber gut und so genossen wir die Aussicht und machten viele Photos.
Zum Ausflug gehörten auch das Mittagessen in einem kolumbianischen Restaurant sowie die Besichtigung des Ortes Guatapé. Ein Merkmal der Häuser in Guatapé sind sogenannte Zocólos, mit denen die Bewohner der Häuser ihren unteren Teil der Fassade schmücken. Die Motive geben typischerweise Auskunft über ihren Beruf oder zeigen Motive aus der Umgebung. Wie zum Beispiel den grossen Felsen.
Auf dem Rückweg, aus dem Dorf raus, hatte sich der Verkehr unterdessen auf gegen zwei Kilometer gestaut. Was dies wohl für die Menschen bedeutet, die dort wohnen und arbeiten?
Als Andreas zwischendurch sein Handy einschaltete, war er zuerst etwas verdutzt ob der Mail unseres Hostels in Cartagena. „Ihre Reservation wurde annulliert, aufgrund eines Fehlers von booking.com“, stand in der Mail, welches uns „La Terraza de Estella“ geschickt hatte. Schon wieder? An Weihnachten wurde uns mit der gleichen Begründung die Reservation unseres Hostels in Cartagena schon einmal durch den Anbieter annulliert, wobei es sich damals um die Plattform hostelworld.com gehandelt hatte.
Ein Anruf beim Hotel blieb erfolglos, booking.com war am 30.12. überlastet und telefonisch nicht erreichbar. So schaute Prisca kurz auf maps.me nach, wählte ein Hostel aus, rief an und wir hatten mit viel Glück ein Hostel für die drei Nächte in Cartagena. Zwar deutlich teurer, aber sozusagen bei der Altstadt, umgeben von coolen Bars und mitten im lebendigen Quartier „Getsemaní“.
Am Abend suchten wir in unserem Quartier El Poblabo in Medellín in der Nähe des Maloka vergebens nach einem Restaurant, dass am Sonntag ein Menü nach unserem Geschmack anbot. Die Auswahl war sehr dürftig, viele Restaurants waren sogar geschlossen. Selbst die Kioskmänner und Frauen mit ihren Süssigkeiten, Zigaretten, Koks und Gras im Angebot schienen von der langen Ausgangsnacht noch ausgeknockt zu sein. Und so entschieden wir schweeeeren Herzens, noch einmal ins Bonhomía, zu unserem Italiener, zu gehen. Prisca fragte, ob die Caclons für ein Fondue seien. Und schon hatten wir ein Käsefondue bestellt, was uns ausgezeichnet schmeckte. Als Dankeschön für das dritte Mal Essen im Bonhomía offerierte uns der Chef de Service das Dessert. Zwei Dinge störten uns trotzdem. Erstens wurde uns das zusätzliche Brot in Rechnung gestellt, und zweitens verfügt das Restaurant über keine Kaffeemaschine.
Vollgefressen und müde vom langen und schönen Tag zottelten wir zurück ins Hostel. Für einmal war es eine sehr ruhige Nacht. Am nächten Morgen stand bereits die Weiterreise nach Cartagena und Reunion mit Barbara von unserer Cuba Reise an.
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