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San Cristóbal de las Casas

Vor rund einem Jahr hatten Prisca und ich ein Projekt der Kletterschule „Vertigo Rock Climbing“ unterstützt. Im Rahmen eines Crowd Fundings hat Martin, der zusammen mit Sofia die Kletterer für das Sportklettern in Chiapas begeistert, Geld für eine Kletterexpedition in den Canyon Sumidero gesammelt. Mehr zu diesem unglaublichen Unterfangen könnt ihr auf Youtube schauen.

 

Als Gegenleistung hatten wir beide einen viertägigen Kletterkurs erhalten, den wir nun einlösen wollten. Und so machten wir uns von Panajachel (Guatemala) auf den Weg nach San Cristóbal de las Casas (Mexico). Und wie kommt man nach San Cris? Mit einem im Hostel organisierten Collectivo Shuttle, für Q250 pro Person.

 

Wir düsten in rund zehn Stunden aus Guatemala zurück nach Mexico. Aus- und Einreise (zu Fuss über die Grenze) verliefen problemlos, nur war unser Fahrer bis an die Grenze zu Mexico, wie es sich für diese Art Fortbewegungsmittel offenbar gehört, wie ein Henker gefahren. Andreas stellte auf der Fahrt zur Ablenkung das Video zum Lago Atitlan zusammen. Zumindest, bis dem iPad der Saft ausging.

 

Der Empfehlung von Martin gefolgt, hatten wir uns ein gemütliches kleines privates Zimmer im Hostel „Posada del Abuelito“ gebucht, und waren auch nach fast einer Woche immer noch hin und weg. Vom Komfort her fühlte es sich eher an wie ein kleines Hotel. Und dies für unglaubliche CHF 7.50 pro Nacht und Person im Zweierzimmer. Des weiteren hatte es überall herrlich duftende Blumen, weshalb uns hier auch viele Bienen und Kolibris besuchten.

Unseren ersten Abend verbrachten wir in der „La Viña de Bacco“, wo man für umgerechnet CHF 1 ein gutes Glas Rotwein und dazu feine Tapas erhält. Wir wussten sogleich, dass wir hier nicht zum letzten Mal waren.

Gleich am zweiten Tag fanden wir uns morgens um zehn Uhr zur „Free Walking Tour“ auf der „Plaza de la Paz“ ein. Claudio, unser Guide, führte uns in den folgenden vier Stunden durch die Strassen von San Cris zu den Häusern, Plätzen, Kunstgalerien, Märkten und Kirchen dieser wunderschönen Stadt, die man nicht verpassen darf. Obwohl auf 2ˋ100 M.ü.M. gelegen, viel es uns nach einiger Zeit in Pana eigentlich recht leicht, mit Claudio Schritt zu halten. Wir lernten die Panaderia „Kukulpan“ kennen, welche leckeren Kaffee (Tasting war inbegriffen), super Brot und noch viel superere Köstlichkeiten zum Naschen verkauft. Wir lernten einiges über die Geschichte Chiapas und die Stadt selbst. Und wir probierten zum Abschluss im Frontera Café den lokalen Schnaps „Pox“ (Poxna), was Andreas zum Kauf von zwei Müsterchen animierte. Die ganze Zeit der Tour wurden wir von „Lupita“, der treuen Free Walking Tour Hündin, begleitet. Nach der Tour gönnten wir uns in der Viña noch ein Gläschen Tinto und besuchten zum Abschluss des Tages noch das „Museo de Amber“, welches sich im alten Konvent der Mercedes Kirche befindet.

Dazu gibt es ein kleines Video:

Auf dem Nachhauseweg kauften wir alles für Spaghetti Gorgonzola und weihten die Küche vom Abuelito ein.


Dann hiess es endlich: „Rucksack packen und Klettern“. Martin, gelernter Bergführer aus dem Tirol und seine Freundin Sofia, nahmen uns Punkt neun am Treffpunkt bei der Guadelupe Kirche in Empfang. Wir mosteten uns zu fünft in ein Taxi und fuhren ganz in der Nähe zu einem für Anfänger geeigneten Kletterfelsen und da wurden wir gründlich in die Geheimnisse des Sportkletterns eingeweiht. Wir lernten Material und erste Grundbegriffe kennen und schon bald kämpften wir beide in der Wand gegen die Schwerkraft. Auch das Aufräumen der Rute haben wir gelernt und prompt geübt.

Am Abend waren wir dann zu müde zum Kochen, so dass wir uns nach der heissen Dusche im Hostel nur noch ein Glas Wein in der Viña und eine Pizza im immer gutbesuchten „Pachamama“ gönnten.

 

Am zweiten Kurstag ging es an einen wunderschönen Ort namens „Arcotete“. Dies ist ein Park, der für 10 mexikanische Pesos allen offen steht. Highlights sind der Felsbogen, durch den ein kleines Flüsschen durchfliesst und die begehbare Gallerie, welche einen für 15 Pesos durch eine Art Höhle innerhalb eben dieser Felsformation führt. Wir lernten an diesem zweiten Tag das Sichern mit den unterschiedlichen Geräten kennen: Mit einem Grisgris, mit dem ATC und mit einer Seilschlaufe am Karabiner. Wiederum kletterten wir zwei Routen beziehungsweise Durchgänge. Innerhalb einer solch eindrücklichen Felsformation zu klettern war ein Riesenerlebnis.

Und so schaut das ganze mit bewegten Bildern und Ton aus:

Zurück nach San Cris gingen wir zu Fuss rund zwei Stunden mehr oder weniger dem Fluss entlang durch wunderschöne Natur. Als wir ankamen, war es bereits dunkel und wir konnten schon den Duft des argentinischen Steaks riechen - das hatten wir uns aber auch verdient. 

Nach zwei Tagen am Fels war es Zeit für eine Pause. Diese nutzten wir für einen Ausflug zum eindrücklichen „Canyon Sumidero“. Das ist ein absolutes MUSS für Touristen in Chiapas. Unsere Tour kostete 350 Pesos pro Person, inklusive Bootsfahrt, Besuch der Miradores, Besuch im Pueblo Chiapa de Corzo und dem Herumfahren im bequemen Minivan.

Zurück in San Cris, war der Markt leider schon zu, so dass wir uns bei den kleinen Gemüsehändlern auf dem Weg mit Grünzeugs ausstatteten und uns danach ein Gemüsecurry mit Reis kochten. Mit vollen Bäuchen machten wir uns erneut auf ins Zentrum für das Jazz Festival, das zufälligerweise genau an diesem Wochenende war. So tanzen wir uns zu den Rhythmen und Klängen von „Arturo de la Torre & the Brassarmada“ müde. Auf dem Heimweg kauften wir im „Cacao Nativa“ noch etwas Schokolade... Mhmmmmm.

Am dritten Tag unseres Kletterkurses fuhren wir dann etwas aus San Cris raus und wanderten den restlichen Weg hoch zu einem markanten Felsen, der hoch über der Stadt herausragt, dem „Don Lauro“. Wir vertieften alles Gelernte und sicherten und kletterten, es war eine Freude. Zudem lernten wir, wie man vorsteigt. Die Wände waren schwierig! Die Aussicht aus der Wand heraus zu geniessen entschädigte für die Strapazen beim Hochklettern. und als dann hinter Andreas auch noch der Regenbogen am Himmel brillierte - ohne Worte.

Wir freuten uns einmal mehr auf die heisse Dusche, denn nach der Anstrengung und den doch eher kühleren Abenden in San Cris, war dies genau das Richtige. Zu faul zum Kochen machten wir uns auf die Jagd nach einem weiteren Steak und im Anschluss zum Jazz Festival. Leider gefiel uns diese Band nicht halb so gut wie Arturo am Vortag und so zottelten wir schon etwas früher nach Hause.


Der vierte Tag unseres Kletterkurses führte uns wiederum zu „Dom Lauro“, jedoch etwas weiter unten und rechts von da aus wo wir am Vortag waren. Da hat Martin auch so gegen 12 Routen gesetzt. Für uns hiess es Wiederholung des gelernten, somit musste Andreas auch gleich Vorsteigen. Danach gab es ein paar technische Tipps und Tricks welche auf der nächsten Route gleich umgesetzt wurden. Und wieder wurde unsere Anstrengung mit einem wunderprächtigen Blick über die Bäume auf San Cristóbal belohnt.

Am Abend haben wir Sofia und Martin zum Abschluss des Kurses zum Essen ins „Te Quierro Verde“, ein vegetarisches Restaurant vom Kletterfreunden Jan und Mariana, eingeladen. Auch Riccardo und Tania, die ebenfalls mit uns Klettern waren, gesellten sich dazu. Und so kam es, dass wir begannen, Pläne für einen Zweitagestrip zu schmieden. Nach der ditten Flasche Rotwein rief das Bett.

Der nächste Tag war sehr entspannt. Ausschlafen, Frühstücken und das Dörfchen San Juan de Chamula standen auf dem Programm. San Juan de Chamula haben wir dann auf den nächsten Tag verschoben, dafür unsere Wäsche gewaschen und den Blog upgedated. Am Abend heizten wir den Kamin in Abuelito ein und nach und nach gesellten sich weitere frierende Hostelgäste zu uns. An dieser Stelle sollte einmal gesagt sein, dass es in San Cris echt kalt ist abends.


Am nächsten Morgen machten wir uns nun endlich auf nach San Juan de Chamula. Den Hinweg sowie die Rückreise legten wir mit einem Collectivo zurück, der Preis pro Person betrug nur 18 Pesos uns Weg, was nicht einmal ein Franken ist.

Die einzige Sehenswürdigkeit in diesem Dorf im Hochland von Chiapas auf über 2´200 M.ü.M. ist die Kirche (Kosten 25 Peso für Touris). Wir beide waren überwältigt vom Innern des Gotteshauses. So viele brennende Kerzen hatten wir noch nie gesehen! Der ganze Boden der Kirche war mit grünen Nadeln von Pinien bedeckt und tausende Blumen schmückten Wände und die Abbildungen der Heiligen in diesem grossen andächtigen Raum. Kirchenbänke gab es keine, auch keinen Altar, wie man ihn sonst von Kirchen kennt. Alle Menschen sassen auf ihren Knien auf dem Marmorboden - da wird das Grünzeugs weggeschoben - vor ihren aufgereihten Kerzen. Durch die vielen Kerzen lag ein Schleier von Kerzenrauch über uns und es roch, als wären die Kerzen von hunderten von Weihnachtsbäumen auf ein Mal ausgepustet worden.


Die einheimischen Tzotzil vermischten schon in der Zeit, als die katholische Kirche zusammen mit den Kolonialherren das Gebiet besetzten, ihre Bräuche und Rituale mit den Gepflogenheiten des Katholizismus. Wir beobachteten, wie die gläubigen Menschen sich bekreuzigten und zwischendurch Wasser und Coca-Cola in die Mitte der vor ihnen aufgereihten und angezündeten Kerzen gossen. Das speziellste was wir gesehen haben, war ein Huhn, welches vor unseren Augen geopfert wurde. Zack tot. Die Zeremonienmeisterin hatte dem Federvieh einfach mal schnell den Kopf umgedreht. Andere brachten lediglich Eier mit zur Zeremonie...


Fotografieren und Filmen in der Kirche ist streng verboten, und so trugen wir unsere Eindrücke für einmal ohne elektronische Bilder mit nach Hause. Nur schon mit unserer Anwesenheit fühlten wir uns an diesem Ort als Eindringlinge. Es hatte etwas voyeuristisches, wie wir Leute beim Trauern und Beten beobachten durften.


Nach der Kirche streiften wir noch eine Weile durch einen einfachen kleinen Park hinter der Kirche,  mit vielen Erklärungen zur Flora, vor allem zur Verwendung der einheimischen Pflanzen und Bäumen in den Ritualen zum Beispiel zur Osterzeit (semana santa). Leider standen bei unserem Besuch nicht alle Bäume dort wo Schilder uns ihre Eigenheiten erläuterten.


Nach einem Abstecher zum Friedhof von Chamula und zu einem Mirador zusammen mit unserem adoptierten Ausflugshund kehrten wir nach San Cris zurück, wechselten das Hostel (neu im Hostel „Puerta Vieja“ da der Abuelito ausgebucht war) und kauften was zum Essen - Verpflegung für die nächsten zwei Tage im Canyon und für den Znacht.

Zusammen mit Sofia holten wir im Hotel gleich neben unserer neuen Unterkunft noch am gleichen Abend den Mietwagen ab, kochten uns was zum Abendessen und packten unsere sieben „Klettersachen“ zusammen. Wir gingen früh zu Bett, um erholt das Outdooradventure im Canyon vom „El Aguacero“ in Angriff nehmen zu können.

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