Bepackt mit Sack und Pack verliessen wir unser Zuhause in Playa Larga. Es goss in Strömen, als wir packten. So kam es, dass wir mit den eingehüllten Rucksäcken und unseren bunten Regenjacken aussahen wie viele viele bunte Smarties. Natürlich regnete es nicht mehr auf dem kurzen Weg zum Wartehäuschen. Und da warteten wir. Der reguläre Fahrplan sah eine Abfahrtszeit um 9:45 vor. Geplante Ankunftszeit: Irgendwann zwischen 9 Uhr und Viertelvor. Kurze Zeit später, exakt um 10:07, fuhren wir los.
In Cienfuegos angekommen waren wir erstaunt, wie sauber die Stadt war. Zumindest im Zentrum. Leider ist die Stadt sehr klein und hat ausser einem Friedhof, der tolle Sujets für Fotos hergibt, einer eher üppigen Einkaufsstraße, einer sehr sehr sehr langen Promenade entlang der Bay und einem kleinen Park (Punta Gorda) und einem Schlösschen à la 1001 Nacht mässig viel zu bieten. So hatten wir die Stadt schnell zu Ende entdeckt und waren nach einer Nacht auf dem Weg nach - Trinidad.
Lustige Szenen verkürzten uns die lange Wartezeit am Viazul Busterminal vor der Abfahrt.
Nach einer Verhaftung vor dem Eingang sprang der Polizeiwagen nicht mehr an, worauf die beiden Polizisten ausstiegen, die Motorhaube öffneten, einige Male irgendwas rumbastelten und dann den Wagen endlich starten konnten. Da es schon ausserhalb des Wagens unerträglich heiss war, war es verständlich, dass die vermeintlich verhaftete Frau im noch viel heisseren Auto nicht auf der Rückbank sitzen wollte. Der eine Polizist tauschte darauf mit ihr den Platz. Er sass danach hinten, sie vorne. Die Türe liess sich aber hinten nur von aussen schliessen. Er hielt sie dann halt einfach mit der Hand zu. Diese wurde ihm dann prompt zünftig eingeklemmt, als sein Kollege losbrauste.
Wiederum mit Verspätung ging es dann los. Die Fahrt führte uns durch eine hügelige Landschaft in rund eineinhalb Stunden zum Ziel.
Eigentlich wollten wir dann noch schnell was Essen in der Stadt. Zwei Haustüren weiter retteten wir uns mit unserem geliebten Kioskschirm unter einen Dachvorsprung und erlebten, wie sich vor unseren Augen der Río Grande bildete. Die cleveren Trinidadler haben aber die Bordsteine sehr hoch gebaut, so dass wir nach zwanzig Minuten Dauerregen die erste Pause nutzten um beinahe trockenen Fusses zur Casa zurückzukehren. Mit einer Zigarre und feinem Havana Club Añejo Especial (Sozusagen Sackbefehl hier in Cuba) warteten wir ab, bis der wohl längste und stärkste Regenguss seit der Arche Noah vorbei war.
Nach der Stadtbesichtigung am Mittwoch und einem zünftigen Absturz zusammen mit einem belgisch–deutschen Päärchen düsten wir am Donnerstag für einen ganzen Tag an den Strand. Mal wieder mit den Fahrrädern. Und ohne Gewitter! Langsam lesen wir den Himmel hier richtig gut.
Am Freitag warˋs dann deutlich teurer, und auch touristischer. Zusammen mit vier Australiern, zwei Belgiern, einem Päärchen unbekannter Herkunft und einem tollen Guide, erkundeten wir das Gebiet der „Sierra del Escambray“. Eine Ansammlung von Parques, zusammengefasst zu den „Toppes de Collantes“, beinhaltet unter anderem den „Parque Guanayara“. Wir wanderten nach einer längeren Fahrt über sehr, sehr steile Strassen einige Kilometer zu sehr schönen Wasserfällen und einem Naturpool. Prisca genoss die Abkühlung im Caramelsüppli, Andreas verzichtete wegen seinem unterdessen abgefallenen und angetapten Fussnagel vorerst darauf. Dieser Spass kostete 55 CUC pro Person. Auch mit dem leckeren (all you can eat) Mittagessen inklusive Getränk warˋs eigentlich zu teuer. Zumal wir ja in der Nebensaison da waren. Aber: Ausser auf eigene Faust Fahrer und Guide zu organisieren, ist es nicht möglich, die Preise zu verhandeln. Ohne Guide wäre der Park mit Trail sicherlich machbar. Wir hatten aber keine Lust, auf der Strasse mit einem überalterten Fahrzeug stecken zu bleiben. Da Autoimporte sehr teuer sind und sich schon gar kein Einheimischer ohne finanzielle Unterstützung ein neuwertiges Auto leisten kann, kann der Staat somit locker alle diese materiell anspruchsvolleren Touren zum Zwecke der Finanzierung der Staatseinnahmen (noch) klar dominieren.
Wir konnten uns noch keine klare Meinung bilden darüber, was schlussendlich für die Kubaner besser ist oder für die Zukunft besser sein wird. Hier läuftˋs einfach anders.
Wir besuchten mit einem privaten Fahrer (ein Maschineningenieur namens Philippe) das „Valle de los Ingenios“. Das hat nichts mit „Indios“ oder „Einheimischen“ zu tun, sondern steht für die Zuckerfabrikanten, beziehungsweise deren Farmen. In dem Tal hatte es zu Zeiten des Booms bis zu 14ˋ000 Sklaven auf den 48 Farmen. Heute werden einige Ruinen wieder aufgebaut und der kleine Teil des rund 350 Quadratkilometer grossen Gebietes, welcher auf unserer Tour besichtigt werden konnte, ist wie der Ballenberg ein grosses Freilichtmuesum. Das Tal gehört zum „Unesco Weltkulturerbe“. Gemäss Philippe wurden bei der letzten Überprüfung leider einige Kriterien nicht erfüllt. Welche genau und was dies nun bedeutet, wissen wir leider nicht.
Spannend war der Besuch besonders auf der Farm „San Isidro de los Destiladeros„. Aus unserer privaten Führung wurde zuerst eine Tour mit drei Teilnehmern. Eine sehr redselige Spanierin wurde uns zugeteilt. Es wurde einfach sozialistisch korrekt aufgefüllt. Nachdem sie alles nochmals erzählt hatte, wurde nach fünf Minuten noch eine ganze Reisegruppe mit kritischen Spaniern zugeteilt. Nochmals alles erklärt. Und dann kam es zum Eklat, als die sehr sachkundige Guía den Spaniern erklärte, wie Kuba funktioniert und dass wir es in Europa und in Spanien super hätten. Die Gruppe wagte den Aufstand und sie gerieten sich gegenseitig in die Haare und die nächsten zehn Minuten endeten nur Dank der überlegten Touristenführerin nicht mit einem Handgemenge. Sie sollte in die Diplomatie wechseln. Sie würde dort wohl auch mehr verdienen als die 15 CUC monatlich. Und die Spanier sollten sich für ihr Verhalten schämen.
Auf dem Rückweg erklärte uns Philippe, dass sein 29-jähriger Renault für gegen 40ˋ000 CUC gehandelt werde. Krass! Das deckt sich mit anderen Infos, über die Andreas bei der Recherche zum Autokauf gestossen war.
Zurück in der Stadt reservierten wir für die Weiterfahrt am nächsten Morgen den Bus und - konnten im Wartesaal von Viazul auf SkySports die Wiederholung des Fussballmatches Belgien - Schweiz gucken. Danach gönnten wir uns nach der Dusche eine Massage. 15 CUC für 60 Minuten Entspannung.
Wir krönten unseren letzten Abend in Trinidad mit einem wunderschönen Sonnenuntergang über den Dächern der Stadt und assen uns danach im „La Redacción“ beim zweiten Besuch durch die ganzen Vorspeisen. Lecker warˋs!
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Anita Gantenbein (Donnerstag, 18 Oktober 2018 18:35)
Ihr Lieben, es ist fantastisch euren Blog zu lesen. Ihr schreibt so spannend und mitreissend, dass ich fast das Gefühl habe ein bisschen mit dabei zu sein. Und die wundervollen Bilder vervollständigen das Ganze. Ich bin richtig begeistert! Geniesst es und weiterhin viel Freude und Glück und Gesundheit! Alles Liebe, 1000 Bacios
vo de Anita �����