Unsere nächste Station hiess „Viñales“. Die Stadt liegt weiter im Westen von Kuba, im „Parte Occidental“. Die Leute hier sagen: „If you havenˋt seen Viñales, you havenˋt seen Cuba“.
Wir hatten uns für die Reise im Bus entschieden. Die Busgesellschaft „Viazul“ fährt Einheimische und Touristen zuverlässig an verschiedene Orte im Land. Der Spass für die rund 180 Kilometer kostet 12 CUC pro Person. Die Busse sind klimatisiert, bequem und unser Bus war sogar eine halbe Stunde schneller am Ziel. Trotz Kaffeehalt in der Autobahnraststätte. Nach Pinar del Rio, dem einzigen Zwischenhalt, waren wir auf einmal auf einer engen Landstrasse unterwegs und gewannen zügig an Höhe. Es wurde grüner und grüner. Die zwei Fahrer des Buses hatten sich unterdessen abgewechselt und Nummer 2 gab mächtig Gas. Wir hatten soeben einen grossen Regenbogen bestaunt, da lag es vor uns: Das Tal, in dem Viñales liegt. Die Aussicht der letzten Anhöhe raubte uns in der Abendsonne den Atem. Alle Mitfahrenden waren zum ersten Mal auf dieser Fahrt still und staunten mit uns um die Wette. Die „Mogotes“, die bekannten Felsformationen in diesem kleinen Paradies, begrüssten uns. Die Gegend gehört zum Unesco Weltkulturerbe und ist ein sehr beliebtes Ziel für Touris.
Mitten in der Stadt stiegen wir aus. Das heisst, wir wollten aussteigen, konnten dies aber nicht tun, da die halbe Stadt den Ankömmlingen noch Zimmer in den hunderten von „Casas Particulares“ anbieten wollte. Und Taxis. Wir hatten aber schon reserviert und wollten loslaufen, als uns Zoraida zurief. Unsere Gastgeberin für die nächsten vier Tage war zufällig in der Stadt und nahm uns sehr freundlich in Empfang. Unser Glück. Ohne sie wären wir blindlings den Anweisungen auf „Maps.Me“ gefolgt und wären am falschen Ort gelandet.
Als erstes machten wir auf einer Tabakfincá halt. Alles wurde uns im Detail erklärt. Gabriel zeigte uns live, wie eine Zigarre von Hand gedreht wird. Und Prisca... aber seht euch das Video an.
Ein weiterer Halt in einem Café diente dazu, uns lokalen Kaffee, Honig und Schnaps näherzubringen. Das sah alles ganz lecker aus, aber da wir nun einmal keinen Platz im Gepäck haben, verzichteten wir ausser auf einen Kaffee und einen Drink mit ebendiesem Rum auf alles, was uns zum Kauf angeboten worden war.
Vor dem Ritt zurück führten uns die Pferde eigentlich im Alleingang zu einem kleinen See und einem „Miradór“. Wir zogen die Badesachen an und hüpften in Erwartung einer Abkühlung in die braune Brühe. Das tat gut!
Zurück in Viñales und nach einer Dusche erkundeten wir die Stadt. Die ist nicht gross und besteht vor allem aus Restaurants (Mojitos gibts teilweise schon ab 1 CUC) und vielen, vielen farbigen Häuschen. In den meisten von ihnen werden auch Zimmer angeboten.
Zuhause war auf der Terrasse der Tisch schon gedeckt. Wir hatten das Angebot von Zoraida angenommen, für uns Abendessen zu kochen. Wir bereuten es nicht! Zusammen mit unserer ersten Flasche Wein schmeckten die Languste und die Pouletbrust köstlich. Wir hatten uns total überessen. Ein heftiges Gewitter hatten uns leider gezwungen, die letzten Bissen drinnen zu geniessen, was aber unsere gute Stimmung nicht minderte. Mit Priscas Sternen-App genossen wir dann auf der Terrasse den wunderschönen Sternenhimmel. Mars und Jupiter sind im Moment von Auge sehr gut zu finden, auch den Polarstern, das Sternbild Casiopaia und die Milchstrasse haben wir auf Anhieb gefunden.
Am nächsten Morgen Punkt 8:30 stand der Mann mit unseren legal vermieteten Fahrrädern in der Casa. Zoraida klopfte an die Tür unseres Gemachs und wir bestaunten die Räder. So eines hatte ich mir als kleiner Junge immer gewünscht. Es galt der (wohl) staatlich verordnete Tagespreis von 10 CUC pro Person und Rad. Kurze Probefahrt, Sattel einstellen und schon waren wir bereit für die Strassen von Viñales und 150 % Individualtourismus.
Es zeigte sich, dass der eine oder andere Gang bei uns zu Hause völlig überbewertet wird. Warum auch mit 21 Gängen fahren? Unseren ersten Halt legten wir bei einer riesigen Felsmalerei ein. Das heisst, wir machten aus etwas Entfernung Photos. Die 3 CUC Eintritt waren uns zu viel. Das gibt zwei Mojitos (!). Wir folgten danach einem Schild mit der Aufschrift „Mirador“. Das kostet meist nichts und beherbergt auch noch ein Beizli. Punkt 10:01 waren wir oben, die letzten Meter mussten wir die Räder stehen lassen. Zu steil. Vielleicht wären die Gänge 10-21 doch für etwas gut? Wir widerstanden trotz bereits zweistelliger Uhrzeit dem ersten Mojito und Andreasˋ Magen freute sich über einen Guayaba Saft. Der soll bei Magenbeschwerden helfen und nach den zwei Immodium Pilleli, die er sich nach dem etwas längeren WC Aufenthalt nach dem Zmorgen eingeworfen hatte, war das sicher eine gute Wahl.
Nun hatten wir 15 Kilometer puren Holperspass vor uns. Wir wollten die Höhlen „Cuevas de Santo Tomás“ besuchen. 46 Kilometer Höhlensystem, davon ist einer für Touristen begehbar. Die Höhlen sind auf 7 „Stockwerke“ verteilt. Wir schwitzen zünftig bei unserer Ankunft. Die Gegend ist sehr hügelig, und mit unseren NICHT-Carbonrädern dauerte der Hinweg seine Zeit. Die Landschaft und die freundlichen Leute unterwegs entschädigten uns aber für die Anstrengungen. An der Receptión wollte uns ein selbsternannter selbständiger Securitas mal wieder einen CUC abgaunern. Wir verzichteten auf seine Dienste und stellten die Räder einfach nebenan hin. Unser „Guia“ Michael übergab uns unseren obligatorischen Helm mit Lampe und los gingˋs.
Der Hinweg hoch zum Eingang war kurz aber steil. Der Guide zeigte uns einen Kolibri, der in seinem Nest direkt über dem Pfad zwei Eier ausbrütete. Aufgescheucht durch uns flog er um sein Nest und machte lustige Geräusche. Etwa so wie ein kleiner ferngesteuerter Helikopter. „Zunzún“ heisst diese Variante des Kolibris hier. So nah war ich einem Kolibri noch nie gekommen.
Die Höhlen beziehungsweise das Höhlensystem waren sehr eindrücklich. Die Grösse und der Zustand sind super und unser Guide, der Höhlenkunde - oder was auch immer einem zu einem Höhlenforscher macht - studiert hatte, war ein wandelndes Höhlenlexikon. Der Eintritt von 10 CUC pro Person war es auf jeden Fall wert. Einheimische bezahlen übrigens 10 Pesos.
Vor der Rückfahrt nach Viñales gab es ein kühles Bier, einige Stücke Brot und für Andreas die letzten Schoggiguetzli der Ration, welche wir in La Habana gekauft hatten. Unterwegs erwischte uns dann zum ersten Mal die Regenzeit. Und zwar richtig. Wir mussten zweimal Halt machen und unterstehen und warten. So kamen wir zwar ziemlich gruusig nass aber doch heil und ohne vom Blitz grilliert worden zu sein in Viñales an.
Nach der Dusche wurde gewaschen und wir gingen zum Nachtessen in die Stadt. Im „El Olive“ assen wir unter anderem frischen Salat, der direkt aus der Finca stammt, an der wir gestern auf unserem Ausritt vorbeigeritten waren. Gutes Gemüse und gartenfrischer Salat, Fleisch leider sehr trocken und ein schönes Ambiente.
Am Mittwoch war unser erster Wandertag. Zudem mussten wir die Weiterfahrt nach Maria de la Gorda organisieren. Schon am Vortag merkten wir aber bei der Internetrecherche auf dem grossen Platz vor der Kirche, dass es dort keine Casa gibt. Im nächsten Ort wären Casas verfügbar gewesen, wir wollten aber keine 35 CUC oder mehr bezahlen. Zudem war die Hinfahrt mit ebenfalls 30 CUC pro Person und dann wieder zurück nach Pinar del Rio zu teuer geworden. So entschieden wir, unser Glück in Playa Larga zu versuchen.
Aber zuerst zum Wandern. Es gibt keine markierten Wanderwege. Es gibt aber viele Pfade, mehr oder weniger schlammig, die man gut ohne Führer begehen kann. Und da man in der Umgebung viele Orientierungspunkte hat, kann man sich nicht verlaufen. Wir hatten einmal mehr „Maps.Me“ dabei und nach dem Besuch der lokalen Touriinfo („Infotur“ und „Cubacan“ mitten im Zentrum) machten wir uns auf den Weg. Zuerst in Richtung Westen und dann querfeldein. Bis uns auf einmal vor einem Häuschen ein junger Bauer zuwinkte und zu sich bat. Er erzählte uns von seinem eigenen Bio-„Red Bull“, seinem Kaffee, Honig, Schnäbe undundund. Wir nahmen Platz und er zauberte zusammen mit seiner Tante im Nu einen tollen Drink. Alkoholfrei. Nach einigen Degurunden wollte er uns auch noch Puros verkaufen. Selbstgedrehte, die er mit seiner Familie auf seiner Fincá herstellt. Übrigens: Von allem, was er produziert - Gemüse, Früchte, Tabak, Mangos, etc. - muss er 90% abgeben. Den Rest darf er für Eigengebrauch verkaufen. Die Puros hätte er zu 1.50 CUC verkauft. Wir hatten 4 CUC bezahlt.
So bezahlten wir das leckere Stärkungsgetränke „Guaraton“ nannte, und machten uns buchstäblich vom Acker. Er zeigte uns noch den kürzesten Weg über eine kleine Brücke, die wir ohne seine Hilfe nicht gesehen hätten. Und dann schüttete es mal wieder in Strömen. Aber dank unserem knallgrünen OK Regenschirm vom Kiosk und der Regenhülle für den Rucksack kein Problem für uns. Nach diesem Regenguss wurde es sehr rutschig. Wir kämpften uns den Hügel hoch bis zum Aussichtspunkt und Hotel „Los Jazmines“, tranken ein Bierli, genossen die tolle Aussicht und trockneten unsere T-Shirts. Es war krass feucht und heiss. Wie immer. Weiter ging es über Stock und Stein und immer mal wieder rumpelte es am Himmel. Andreas wollte möglichst zügig zum nächsten Ziel, dem Hotel „La Ermita“. Beide Hotels sind staatliche Herbergen. Sie sehen von aussen ganz ordentlich aus, stehen an bester Lage und ein kurzer Rundgang, den uns der Portier beim zweiten Hotel gewährte, gefiel uns ganz gut. Gerne wären wir kurz in den Pool gehüpft. Aber „las nubes negras“ hielten uns davon ab.
Da wir hungrig waren, gewährten wir uns im Restaurant „El Heremite“ ganz in der Nähe eine Pause und bestellten... zwei Mojitos und Ropa Vieja, das Nationalgericht von Kuba. Und noch einmal goss es aus Strömen. Aber sowasvonviel Wasser kam da vom Himmel. Regenzeit lässt grüssen. Aber für uns perfektes Timing. Das Gericht war der Hammer. Zum Glück hatten wir nur für eine Person bestellt, denn es war so viel Essen. Wir waren beide mehr als satt und mit dieser Energie haben wir die letzten Kilometer unserer ersten Wanderung bis zurück nach Viñales gut überstanden. Total waren es dann etwas mehr als 13 Kilometer, mit toller Aussicht und einer leckeren Mahlzeit und wieder vielen freundlichen Menschen. Touris sahen wir unterwegs auf den Trails keine einzigen.
Ach ja: Die Weiterreise! Wir entschieden uns kurzfristig um. Anstatt Tauchen in Maria de la Gorda im „Parte Occidental“, im Westen von Cuba, wollten wir weiter nach Osten. Und zwar nach Playa Larga. Das sind 400 Kilometer, die wir mit Bus oder „Collectivo“ zurücklegen konnten. Wir entschieden uns für das letztere. Zoraida hatte uns das Taxi für 30 CUC pro Person organisiert. Zum Vergleich: mit Viazul im wären es ebenfalls rund 30 CUC gewesen. Wir hätten aber mit dem Gepäck in dieser Affenhitze von und zu den Casas laufen müssen. Zudem hätten wir die Billette organisieren müssen. Ein Papierausdruck wird erwartet, falls die Systeme ausfallen. Ein klimatisiertes modernes Taxi wäre 45 CUC pro Person gewesen.
Die Buchung der Casa für vier Tagen machten wir wiederum via Airbnb, leider gingˋs wieder nicht aus Cuba und wir schrieben den Eigentümer direkt an. Entonces, noch vor dem Nachtessen war das Zimmer für 10 CUC pro Nacht organisiert.
Die Hinfahrt am nächsten Morgen verlief reibungslos. Ausserhalb von Havanna, etwa auf halbem Weg, mussten wir kurz umsteigen. Wir wechselten einfach das Auto, packten das Gepäck um und die Fahrer tauschten die ihnen zustehenden Beträge. Nach fünfeinhalb Stunden im Auto kamen wir zusammen mit drei Spaniern überhitzt in Playa Largo an.
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